Kommunismus 

Zur Moskau-Connection

Diese auf einer Unmenge sorgfältig recherchierter Fakten aufgebaute Story, in der von zwei FAZ-Journalisten vor dem Leser fast so etwas wie ein politisches „Sittengemälde“ der-Regierungszeit Angela Merkels in der deutschen Nachwende-Ära ausgebreitet wird, läßt sich auch als die Geschichte vom aufhaltsamen Aufstieg des SPD-Politikers Gerhard Schröder zum Schattenkanzler Wladimir Putins in Deutschland verstehen, dessen Nebenregierung bestehend aus sozialdemokratischen Lobbyisten und Länderregierungschefs bis in das Kanzleramt hineinreichte und eine Vorform künftiger Quisling-Regierungen von Moskaus Gnaden gewesen sein könnte. Ähnlich wie Hitler damit begann, das (1806 liquidierte und als preußisches Operetten-Kaisertum 1871 restaurierte) „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ territorial wiederherzustellen, betreibt Putin die Wiedererrichtung der 1991 auf Beschluß ihrer Gliedstaaten aufgelösten „Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken“ und versucht diese zur alten Größe des 1917 gestürzten Russischen Zarentums zurückzuführen. Und ebenso wie Hitler für seine Restauration des Deutschen Kaiserreiches keinen Deutschen Kaiser mehr benötigte, braucht Putin für sein sozial-faschistisches Zarentum keinen russischen Zaren mehr. Denn genauso wie Hitler das Preußentum in den NS-Staat integriert hatte, versucht Putin etwas Ähnliches mit der Restauration des „sozialistischen“ Zarentums Stalins. Letzterer hatte sich 1934 gegen das leninistische ZK (gestützt auf die Geheimdienst-Provokation des „Kirow-Mords“) an die Spitze des von ihm geschaffenen „zaristischen“ ZKs geputscht und war damit zum Hauptkonkurrenten Hitlers im Kampf beider Systeme, zwischen Faschismus und Sozialfaschismus um die Vorherrschaft in Europa geworden. Diese alte Geschichte hat Putin bei seinem bisher erfolglos gebliebenen Versuch‚ „die“ Ukraine wieder in sein raschistisches (Russia + Fascism = Rushism) Zarenreich einzugemeinden, am 24.02.2022 aus der Versenkung geholt.

Doch der Krieg zwischen Rußland und Ukrajina ist nicht, wie von Putin behauptet, der Kampf zwischen der vom „Westen“ (= NATO) bedrohten Russischen Föderation und „der“ angeblich von „Nazis“ unterwanderten Ukraine oder zwischen Antifaschismus und Faschismus (als welchen der Putinismus diesen Krieg vor allem gegenüber der „Dritten Welt“ zu verkaufen sucht), sondern, vergleichbar mit den 40er Jahren des vorigen Jahrhunderts, ein Existenzkampf zwischen der ‚westlichen‘ = bürgerlichen Gesellschaft und dem Sozial-Faschismus Rußlands und Chinas. „Sozial-Faschismus“, weil die Nachfolger sowohl der UdSSR als auch der VR China Mao Tsetungs heute eine jeweils gescheiterte proletarische Revolution hinter sich haben oder in diesem Prozeß noch mit einem Bein drinstecken. Daher sollten die Völker des „kollektiven Westens“ (Originalton Putin) den ihnen bevorstehenden Verteidigungskampf
für die staatliche Existenz ihrer Nationen mit derselben Entschlossenheit führen, wie dies den Ukrainern bisher gegen den globalen Neuen Faschismus Rußlands gelungen ist.

Für den Marxschen Kommunismus, dessen entscheidender Beitrag zur antifeudalen Revolution im Vorgriff auf das „Krähen des gallischen Hahns“ in Deutschland das „Manifest der Kommunistischen Partei“
war, ergeben sich aus dem Studium der Geschichte der Klassenkämpfe seit 1848 Fragen, die für den Verteidigungskampf des „Westens“ gegen den russisch-chinesisch inspirierten Sozial-Faschismus von Bedeutung sind: Wieso kam die Oktoberrevolution, die alle Möglichkeiten besaß, um den Widerstreit zwischen Ökonomie und Politik in einen für das Proletariat ohne große Probleme lösbaren Widerspruch umzuwandeln, 1917 mit einem Geburtsfehler zur Welt, weil ihre marxistischen Geburtshelfer zu der Ansicht gekommen waren, daß die im Vorwort zur zweiten russischen Ausgabe des „Manifests der Kommunistischen Partei“ (1882) von Marx und Engels zur Diskussion gestellte Hypothese, ob die neben dem schwindelhaft entwickelten kapitalistischen Grundbesitz „zur größeren Hälfte“ sich noch im „Gemeinbesitz der Bauern“ befindliche russische Form der obschtschina nicht auch unmittelbar in die höhere des kommunistischen Gemeinbesitzes übergehn könne, für historisch überholt erklärt hatten, und sie annahmen, daß Rußland „denselben Auflösungsprozeß“ mittelalterlicher Produktionsformen werde „durchlaufen“ müssen wie der kapitalistische „Westen“? Hätte sich dann nicht auch die Machtfrage in Petersburg 1917 etwas anders stellen müssen als 1918 in Berlin? Im einen Fall als Modernisierung der obschtschina mit der Diktatur des Proletariats im Hintergrund, im anderen als Sturz der mit dem Preußentum verquickten Teile der Bourgeoisie durch die revolutionäre Arbeiterklasse im Bündnis mit der antipreußischen Bourgeoisie – eine Einsicht, für deren Durchbruch offenbar erst ein zweiter Weltkrieg vonnöten gewesen war?

Von daher ist das für Frankreich, England und danach die USA und schließlich auch für das „westliche“ Europa heute theoretisch mögliche Umschlagen des „westlichen“ Kapitalismus in den Kommunismus in Rußland (wie auch in China als dessen asiatischer Kopie) nicht möglich, ohne daß beide Länder den Umweg über die in der Verfassung
garantierte Freiheit machen müssen, durch die die Bourgeoisie gezwungen sein wird, ihre Konkurrenz unter der rule of law friedlich zu regeln und ihr erlaubt, durch ihre alleinige Verfügungsgewalt über die Produktionsmittel „ihre“ Lohnarbeiter „privat“ ausbeuten zu „dürfen“. Erst dadurch werden Rußland und China einen analogen Entwicklungsweg zu demjenigen des „Westens“ gehen, der das Umschlagen auch des „östlichen“ Kapitalismus in den Kommunismus theoretisch ermöglicht.

Da inzwischen die konterrevolutionären Weltmächte Rußland und China die sog. „Dritte Welt“ ähnlich wie die Imperialisten im Ersten Weltkrieg für ihre Welt-Politik einzuspannen versuchen, um sie gegen den „westlichen Imperialismus“ in Position zu bringen, stellen sich die Verhältnisse innerhalb der „Dritten Welt“ heute ähnlich dar wie 1848 diejenigen in Europa. Ebenso wie „der Westen“ die „westliche“ Freiheit der Ausbeutung des Lohnarbeiters gegen den „östlichen“ Despotismus verteidigt, liegt es in  seinem unmittelbaren Interesse, den Kampf der demokratisch-revolutionären Bewegungen in der „Dritten Welt“ gegen ihre faschistischen und sozial-faschistischen Potentaten, die von Rußland und China gegen den „Westen“ abgeschirmt werden, für die Durchsetzung einer demokratischen Verfassung und die
rule of law zu unterstützen. Dieser Verteidigungskampf ist unmittelbar mit der Verteidigung der revolutionären Potenzen einer proletarischen Revolution im kapitalistischen „Westen“ und all dem, was den nach dem Muster der USA als dem am weitest entwickelten „westlichen“ Kapitalismus ausmacht, verbunden und hält das Wiederanknüpfen an der von Marx und Engels entwickelten Strategie und Taktik der proletarischen Revolution offen. Erst dadurch werden Rußland und China gezwungen sein, einen analogen Entwicklungsweg zu demjenigen im ‚Westen‘ zu gehen.

Als sie noch Kommunisten sein wollten, haben sie danach, wie es bei Mao heißt, was allerdings politisch folgenlos blieb, „den kapitalistischen Weg eingeschlagen“, der beim alles beherrschenden Staatsmonopol und bei der empirealistischen Hegemonie endete. Die Rückkehr zu den von Marx entdeckten kommunistischen Produktionsformen der russischen Dorfgemeinde wäre heute im Gegensatz zu 1917 der Weg zurück zur russischen Dorfgemeinde à
la Alexander Herzen, auf dem er den rein nationalen Charakter der obschtschina zu konservieren trachtete, während für Marx das Überleben der obschtschina nur in Verbindung mit ihrer „westlichen“ Modernisierung erfolgreich gewesen wäre. An der Machnowstschina, wie auch an der chinesischen Revolution wurde dagegen deutlich, daß die Mehrheit der Bauern sowohl in China als auch in Ukrajina von den Kommunisten eine „westliche“ Bauernbefreiung erwartet hatten: die Befreiung vom Joch der asiatischen Despotie zu selbständig wirtschaftenden Eigentümern ihrer Produktionsmittel, die sich im Laufe der Zeit unter der Diktatur des Proletariats in Verbindung mit „dem Recht auf Lostrennung“ an kooperative Wirtschaftsformen gebunden hätten. Für die „Dritte Welt“ gilt heute vielmehr (als Ironie der Geschichte) die von Lenin gegen die obschtschina gerichtete Feststellung, daß diese vor der kapitalistischen Entwicklung Rußlands nicht mehr zu bewahren gewesen sei. Wie sich aber in Analogie zu den Antifeudalen Revolutionen im Alten Europa heute in der „Dritten Welt“ deren antifeudal-demokratische Revolution gestalten wird, kann sich nur aus den Kämpfen ihrer Völker ergeben. 1921 orientierten sich die chinesischen Kommunisten an der Sowjetunion, heute wird sich die „Dritte Welt“ am „Westen“ orientieren müssen, um nicht von einer (national-)“sozialistischen“ Version des Kolonialismus ausgebeutet und unterdrückt zu werden. Absurderweise werden sie das gerade im Bündnis mit den ehemaligen „westlichen“, Kolonialisten tun müssen.

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