»In meinen früheren Vorträgen habe ich mich mit der revolutionären Vergangenheit des Weltproletariats beschäftigt und den Beweis führen wollen, daß Die Linke und ihr imperialistisches Kleinbürgertum mit dieser Vergangenheit wenig bis gar nichts mehr zu tun haben. Diesen Beweis sehe ich inzwischen als erledigt und es als sinnvoller an, mich mit dem zukünftigen Weltproletariat zu beschäftigen und vom imperialistischen Kleinbürgertum zu verabschieden, das die Gesellschaft mit moralischen Gebots- und Verbotsschildern zugestellt hat oder gerade dabei ist, sie in die ausgebreiteten Arme der preußisch-deutschtümelnden Rechten und ihrer nationalsozialistischen Ideengeber zu treiben. Um zu klären, wer unser Feind und wer unsere Verbündeten sind, sind die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise, in der sich die kapitalistische Produktionsweise befindet, und ihr bisheriger Verlauf zu analysieren.
Das imperialistische Kleinbürgertum hat die Kulturrevolution des antiimperialistischen Kleinbürgertums von 1967 okkupiert und sich mit seinem Green New Deal in den Hauptträger der Versuche der Welt-Bourgeoisie verwandelt, die Weltwirtschaftskrise nach der Lehman-Pleite im Griff zu behalten, um nicht zu letzten kriegerischen Mitteln zu greifen.
Das sozialimperialistische Kleinbürgertum will die erste Phase des Kommunismus überspringen und meint, die Produktions- und Lebensformen, die in der zweiten Phase des Kommunismus möglich sind, bei Fortbestand der kapitalistischen Produktionsweise und ohne noch Funktion des Klassenkampfes zu sein, einführen zu können. Dieser Sprung in den bodenlosen Kommunismus richtet sich, ohne daß das Proletariat bei den Produktionsverhältnissen in der ersten Phase des Kommunismus zuvor angekommen ist, gegen dieses selbst und bestärkt es in seinem paternalistischen Eigensinn gegen den ihm vom sozialimperialistischen Kleinbürgertum aufoktroyierten ‚Kommunismus‘, worin dieses in seiner Einzigartigkeit als ‚revolutionäre‘ Klasse sich selbst bestätigt sehen will.
Die klassische Frage, die sich angesichts des von mir vorgeschlagenen Projekts stellt, ist, an wen sich unser Blog überhaupt richten und was mit ihm erreicht werden soll? Bisher waren das die über die Partei Die Linke vermittelten ‚Zielgruppen‘ der ‚westdeutschen Linken‘, die davon zu überzeugen waren, daß sie von ‚der Linken‘ falsch informiert, belogen, verraten etc. worden seien bzw. daß der von ihr vertretene Marxismus, sich mit seinen ursprünglichen Intentionen angeblich in Widerspruch befindet. Dabei war allerdings übersehen worden, daß ‚die Linke‘ eine von vornherein verstaatlichte Institution ist und daß der Staat der BRD dabei ist, sich in deren linkes Projekt zu verwandeln. Das würde bedeuten, daß der SED-Staat nie aufgehört hat zu existieren, wenn auch zunächst als arbeitsteiliges über viele Privatinitiativen verteiltes Projekt, und daß die Linke den bestehenden Staatsapparat durch eine Neuauflage des SED-Staats ersetzen will. Wobei sich als entscheidendes Vehikel die Formierung der BRD-Gesellschaft ‚im Kampf gegen Rechts‘, der von Kulturträgern, Politikern, Parteien, Stiftungen etc. aus Sorge vor dem Abgleiten der BRD in einen faschistischen Staat geteilt wird, herausgestellt hat. Ein ursprüngliches Randthema isolierter ‚antifaschistischer‘ Gruppen, die an der Grenze zum Sektierertum, nehmen wir als Beispiel die ‚Ostermärsche‘, kaum Beachtung finden, ist zum Kernbestandteil der Formierung des Staates und der Ausrichtung der Gesellschaft ‚gegen Rechts‘ geworden. Was die BRD-Öffentlichkeit über ‚die Rechte‘ wissen soll, weiß sie über sie bereits von ‚Der Linken‘. Ein vom sog. ‚antifaschistischen‘ Mainstream unabhängiges Urteil, das sich nicht an den von Staats wegen gestifteten ‚antifaschistischen‘ Gesellschaftsvertrag hält, ist mit dem (bereits von Stalin erfolgreich erprobten) Warnschild der ‚Kontamination‘ durch ‚rechtes‘ Denken versehen. Es soll nicht sein, was nicht sein darf.
An
dieser Stelle hätte ich an mich selbst die Frage zu stellen, ob
nicht auch ich durch meine ignorante Nichtbeachtung geltender
‚antifaschistischer‘ Verkehrsregeln längst dabei bin, die mir
gezogene Grenzlinie ;nach Rechts‘ zu überschreiten und mit dem
gefährlichen Kurs, auf den ich mich durch mein Pochen auf meine
geistige Freiheit begeben habe, nicht Gefahr laufe, zum
‚Volksverräter‘ zu werden. Wer aber zu den ‚Volksverrätern‘
gehört, hat keine Fragen mehr, sondern an den sind nur noch Fragen
zu stellen, für deren Beantwortung im Fragebogen für jede Antwort
nur ein Kästchen vorgesehen ist, weil alles, was nicht Links
ist, automatisch ‚Rechts‘ und alles, was ‚Rechts‘,
letztendlich nationalsozialistisch ist. Solche Verhöre ließen sich
aber – soviel Freiheit muß sein – grundsätzlich vermeiden, wenn
jeder für sich selbst in foro interno zum Verhörspezialisten
wird und die Fragen nach der eigenen ‚rechten‘ Gesinnung an sich
selbst stellt, wodurch er die Arbeit der Ermittlungsbehörden im
Interesse der Steuerzahler ungemein erleichtern würde… Daß dieser
‚antifaschistische‘ Albtraum keineswegs nur ein fake ist,
zeigt sich daran, daß auf den Feuilletonseiten der FAZ oder der NZZ
voll inneren Schauderns darüber diskutiert wird, in welchem Umfang
die von der Linken seit Jahr und Tag betriebene ‚antifaschistische‘
Propaganda ‚gegen Rechts‘ bereits innerhalb der Gesellschaft
Wurzeln geschlagen hat und dabei ist, sich in gesellschaftlichen
Konsens zu verwandeln.
Wer
dann immer noch die Unverfrorenheit besitzt, auf bestehende
politische Entsprechungen zwischen ‚Rechts‘ und Links hinzuweisen
und in Zweifel zu ziehen, ob hinter deren angeblicher Feindschaft,
(die sie unter der schützenden Hand Putins und Xi Jinpings wohl eher
zu Konkurrenten werden läßt, die sich aber durchaus bis aufs Messer
bekämpfen können), nicht viel eher ein Konkurrenzverhältnis
zwischen Gleichgesinnten und das gemeinsam verfolgte politische Ziel
steht, am Niedergang des ‚Westens‘ (der sich politisch immer
stärker auf das kleine Europa zusammenzieht) zu arbeiten und diesen
‚Niedergang‘ zu beschleunigen, dem schicken Putin oder Xi im
Zweifelsfall einfach ihre Rackets und (Internet-)Spione auf den Hals.
Ähnliche Zweifel ergeben sich in Bezug auf das Verhältnis der
‚westlichen‘ Linken zu den Islamisten und Nine Eleven, das
sie ebensowenig wie die Bush-Administration dahingehend eindeutig
geklärt haben: ob es sich bei Al Qaida um politisch verirrte
Antiimperialisten oder im Kampf gegen die Ungläubigen zu allem
entschlossene Feinde der Menschheit handelt. Die historischen Wurzeln
dieser politischen Unschärfen reichen bis zum Stalin-Hitler-Pakt und
die damit einhergehenden Verschleierungsmechanismen zurück.
Unsere bisher veröffentlichten historischen Vorträge wären also zu ergänzen durch Analysen der ‚Weltlage‘ und der Situation des ‚Westens‘ gegenüber dem neuen ‚Faschismus‘ (ein Begriff, der in diesem Fall mehr verschleiert als er-klärt): Wer hat sich auf die Seite dieses neuen ‚Faschismus‘ geschlagen, wer sind auf der anderen Seite die Verbündeten des ‚Westens‘ und im engeren Sinn Europas? (Ob und inwieweit Trump noch ‚den Westen‘ vertritt oder den neuen ‚Faschismus‘, wird nach den jüngsten Debatten im Kongreß vielleicht erst nach Ende seiner Amtszeit zumindest strafrechtlich zu klären sein. Eine politische Erklärung wird es offiziell nicht geben. Dies widerspräche dem Charakter der US-amerikanischen Bourgeoisie und ihrem Prinzip, daß eine Krähe der anderen kein Auge aushackt.)
All diese Fragen lassen sich nicht allein durch die Beschäftigung mit unserem weltrevolutionären Erbe und dessen politischer Beschwörung beantworten. Die mindestens ebenso notwendige Beschäftigung mit unserer (weltrevolutionären) Zukunft muß mit der Untersuchung des Terrains beginnen, auf dem die proletarische Kulturrevolution gegen die ‚faschistische‘ Kulturrevolution des imperialistischen Kleinbürgertums zurückzuerobern sein wird, ohne daß schon hinreichend geklärt ist, was heute unter einer ‚faschistischen‘ Kulturrevolution zu verstehen ist und worin der revolutionäre Charakter der proletarischen (Kultur-)Revolution besteht.
Das anti-imperialistische Kleinbürgertum der 60er und 70er Jahre hat sich in das sozialimperialistische Kleinbürgertum verwandelt und ist zum Träger des Green New Deal geworden, zu einem Hauptverfechter der vergeblichen Versuche der Bourgeoisie, die die seit der Lehman-Pleite ausgebrochene Weltwirtschaftskrise immer noch meint in den Griff zu bekommen, ohne als letztes Mittel zum neuen ‚Faschismus‘ zu greifen, dessen Fratze bereits zwischen dem Vorhang hervorlugt, der sich früher oder später für das neue Weltspektakel öffnen wird.«
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