BLogbuch 

BLogbuch zu den laufenden Klassenkämpfen

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An dieser Stelle wird eine neue Seite der partei Marx aufgeschlagen

Bisher sahen wir es als unsere Hauptaufgabe an, die Differenz zwischen der ‚Partei Marx’ und dem ‚Marxismus’ zu untersuchen und die ‚Marxisten’ darauf aufmerksam zu machen, daß der Weg des ‚Marxismus’ schließlich zu einer ‚marxistischen’ Konterrevolution geführt hat und es daher empfehlenswert sei, diesen zu verlassen und zu den Wurzeln der Marxschen Strategie zurückzukehren. Jetzt ist es endgültig an der Zeit festzustellen, daß der Weg des ‚Marxismus’ ja durchaus erfolgreich war. Erfolgreich in dem Sinne, daß er heute als Ideologie von Teilen der herrschenden Klassen vertreten wird. Ihn daher als Abirrung von scheinbar immer noch gültigen und von uns allen als gemeinsame geteilten ‚marxistischen’ Grundsätzen zu kritisieren, ist mehr als absurd. Hier ‚wuchs’ vielmehr ‚zusammen, was zusammengehört’ und was trotz aller Scheingefechte zwischen ‚Kommunismus’ und Anti-‚Kommunismus’ eigentlich in der Unterdrückung der Völker und Nationen und der Ausbeutung der arbeitenden Klassen immer schon zusammengehört hat.


Würden wir die Revolutionen im 20. Jahrhundert bilanzieren wollen, so bliebe nur die Feststellung, daß diese unter dem Strich fast ausschließlich Pseudo-, Konterrevolutionen und eine große Barbarei hervorgebracht haben, wodurch die revolutionären Völker und Klassen nicht nur an der Nase herum geführt, sondern auch die revolutionäre Sache der Marxschen Partei um Generationen zurückgeworfen wurde. Was ist zu tun?


Es hat sich gezeigt,

  • daß die mutigsten und kühnsten revolutionären Erhebungen gegen die sich als revolutionär bzw. ‚antifaschistisch’ verkaufende Konterrevolution chancenlos waren (Berlin, Warschau Budapest), während die Konterrevolution in der Revolution immer wieder zum Erfolg geführt hat (Rußland, China, Kuba etc.);

  • daß es kein Gegenmittel gegen pseudorevolutionäre Gesellschaftssysteme gibt, außer daß sie unter ihrer ganzen Untragbarkeit und Unerträglichkeit, zwar verstärkt durch den Druck der Straße, aber eigentlich eher von selbst zusammenbrechen, um sich in den Kapitalismus, wie wir ihn alle kennen, zurückzuverwandeln;

  • daß die Massenbasis der Konterrevolution in der Revolution (Stalin) und der ‚Revolution’ in der Konterrevolution (Hitler) bestehend aus Opportunismus und Quietismus, unter der Fuchtel universeller Polizeiregimes, sich erst gegen diese erhebt, wenn deren Zusammenbruch als unmittelbar bevorstehend erkennbar ist;

  • daß alle Geschichte eine Geschichte von Klassenkämpfen ist, die aber bisher von den Klassenkämpfern, die wenigen Ausnahmen bestätigen die Regel, zwischenzeitlich für beendet erklärt und bis auf weiteres stillgestellt wurde.

Alle 80 Jahre scheinen die Gesellschaften, in denen kapitalistische Produktionsweise herrscht, von einer schweren Depression heimgesucht zu werden, in der die wiederkehrende konjunkturelle Wellenbewegung von Aufschwung, Hochkonjunktur, Niedergang und Krise sich zu einem finalen Tsunami zusammenzieht und riesige ökonomische und gesellschaftliche Verwüstungen anrichtet. In solchen Ereignissen kann dem Kapitalismus auf den Grund geschaut werden, woraus sich die Frage erhebt, ob Bewegungen wie diese, die ja anders als die ozeanischen von Menschen erzeugt werden, sich im Abstand eines Menschenalters unabwendbar wiederholen müssen?


Dies wäre nur zu verhindern, wenn z.B. Kapital und Lohnarbeit durch die »gesellschaftliche Produktion« abgelöst würden, wenn die menschliche Arbeitskraft aufhörte, eine Ware zu sein, usw. Das Problem ist nur, daß sich allen Versuchen der Lohnarbeit verrichtenden Klasse, ihre eigenen Angelegenheiten in die eigenen Hände zu nehmen, immer wieder ein vielfältig organisierter und tief gestaffelter Apparat professioneller ‚Klassenkämpfer’ an die Seite stellt, um ihr jede eigene Initiative mit freundlicher Bestimmtheit abzunehmen. Es sind daher nur wenige Beispiele überliefert, die bezeugen, daß die Lohnarbeiter ihre eigenen Klassenkämpfe selbst in die Hand genommen haben. All die hilfreichen Gewerkschaftsapparate, Parteien, Verbände, Kirchen u.a.m sorgen als Abteilungen der alten oder neuen Bourgeoisie lediglich dafür, die Lohnarbeiter zu domestizieren und sie gar nicht erst auf den Gedanken kommen zu lassen, sich um ihre ureigensten Angelegenheiten und das heißt um ihre eigene Klasse und deren Zukunft selbst zu kümmern.


Angesichts der Weltwirtschaftskrise, die ihren Tiefpunkt noch nicht erreicht hat, ist das eine höchst mißliche Situation.


In einer ähnlichen Situation (zwei globale Depressionen zurückgerechnet) haben Karl Marx und Friedrich Engels 1846 in Brüssel ein Kommunistisches Korrespondenten Komitee gegründet, dessen Aufgabe darin bestand, unter den damaligen Arbeitern (die in ihrer Mehrzahl Handwerker waren, weil Deutschland erst am Beginn der ‚Industriellen Revolution’ stand) den Sinn für die eigene Klassenorganisation zu wecken und zu stärken. Dazu sollte ein Korrespondentennetz organisiert werde, zu dessen Aufgabe es gehörte, von vergleichbaren Organisationsversuchen und Aktionen der Lohnarbeiter zu berichten und diese zu analysieren.


Da die Welt heute vielfältig vernetzt ist, müßte es eigentlich rein technisch nicht schwer fallen, ein solches Netz zu organisieren. Auch ist Internationalität der weltweiten Klassenkämpfe schon längst nicht mehr ein nur reines Ideal und rein abstrakte Forderung, sondern eine alltägliche mit der kapitalistischen Produktionsweise und ihrer Ausbreitung auf dem Weltmarkt einhergehende Realität. Gerade in den Ländern, wo pseudorevolutionäre Regimes, indem sie das Internet sperren, ihre Privilegien gegen die Masse der arbeitenden Bevölkerung verteidigen usw., zeigt sich dessen Gefährlichkeit als Kommunikationsmittel der widerständigen Bevölkerung.


Wie es so schön heißt: aller Anfang ist schwer oder: der erste Schritt auf dem langen Marsch ist der schwerste. Aber ein Anfang muß gemacht werden.


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