Reaktionen 

Reaktionen (2007)

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Die an dieser Stelle wiedergegebenen feedbacks zum Projekt Partei Marx haben im Augenblick nur archivalischen Wert, da die eingangs geäußerte Faszination an demselben, bis auf die nachstehend dokumentierten Ausnahmen, fast auf Null gesunken ist.

Daher verweisen wir auf die REFLEXIONEN, KRITIK und DEBATTE, worin wir uns mit unseren Kritikern und Autoren kritisch auseinandersetzen, die zu der Thematik, mit der wir uns zu beschäftigen haben, in, wie wir meinen, besonderer Weise hervorgetreten sind.

Zu Dokumentationszwecken wurden einige Briefe aus der Zeit vor 2001 aufgenommen.

In der letzten Zeit (seit dem Frühjahr 2007) haben die REAKTIONEN den einseitigen Charakter einer Art ‚Flaschenpost’ angenommen, die, so ist zu hoffen, wieder einem regeren Meinungsaustausch Platz machen wird.

[Korrekturen sinnentstellender Fehler sowie Kürzungen werden in eckige Klammern gesetzt und folgen der klassischen Deutschen Rechtschreibung.]

Dieser Text ist auch als PDF-Datei verfügbar

 


An Partei Marx (01.01.2007)

Lieber Ulrich

Ich danke Dir herzlich für Deine u. a. Mail.

Leider kann ich Dir auf Deinen Text jetzt nicht gründlich antworten […]

Beim Überfliegen von KRITIK 1 Antwort an DS ist mir aber folgendes aufgefallen:

„Die ‚sozialstaatlichen Institutionen’ sind als staatliche Institutionen Überbau-‚Superstrukturen’, wenn sie sich auch noch so basis-orientiert geben mögen. Sie wirken langfristig nicht ‚zivilisierend’, sondern entzivilisierend, weil sie die Wirksamkeit der größten Produktivkraft der bürgerlichen Gesellschaft – die revolutionäre Klasse selbst – aushebeln und neutralisieren und das Ende des Kapitalismus in einen langandauernden Prozeß des Siechtums, in regelmäßigen Abständen unterbrochen von Zivilisationskatastrophen, überführen.“[1]

Bitte, erkläre mir, wer die „revolutionäre Klasse“ ist, deren „Wirksamkeit als größte Produktivkraft der bürgerlichen Gesellschaft“ hier neutralisiert worden sein soll. Die Produktivkraft der in der Produktion produzierenden Arbeiter kann ja wohl nicht gemeint sein, denn die produzieren ja realiter Tag für Tag mit immer HÖHERER Produktivität. Das wäre Dir ja auch viel zu ökonomisch. Du bist ja politischer Revolutionär. Also: Sind sie doch gemeint, aber als REVOLUTIONÄRE KLASSE? Wenn letzteres zutrifft, bitte ich um Nachricht wie, wo und wann diese Klasse real revolutionär agiert. Ich erinnere mich lebhaft daran, daß Du seinerzeit […] bedauernd eingestanden hast, diese nicht konkret real bestimmen zu können. (heute: wofür wie gesagt momentan recht wenig spricht)

Es ist immer dasselbe Elend mit Dir: Durch Deine gesamte Argumentation zieht sich wie ein roter Faden implizite das blasse, imaginierte revolutionäre Subjekt ‚Arbeiterklasse’. Dieses existiert aber nur in Deinem Kopf. Es ist geradezu faszinierend für mich, wie Du aus diesem Hirngespinst alles andere deduzier[s]t, genauer gesagt, die Bewertung aller anderen Kräfte vornimmst: Der Betonkommunisten, Versicherungsvertreter, Spießer etc. Da ist natürlich etwas dran, denn man braucht ja einen Maßstab, um zu messen. Aber der von Dir gewählte ist eben eine FIKTION!

Deshalb sind mir die vielen kleinen realen ‚Versager’ lieber als die eingebildete Superkraft.

Es ist doch im Grunde ganz einfach: Wie haben nur das, was wir haben. Und damit müssen [wir] arbeiten. Der Rest ist Spinnerei.

Dein theoretisches und praktisches Problem ist, daß Du nicht ad hominem operierst, sondern aus der Abstraktion heraus, richtiger: Wunschdenken. Das Bisky-Zitat, das ich Dir seinerzeit wunschgemäß geliefert habe,[2] hast Du nicht ernst genommen. Wir müssen vom realen Menschen ausgehen, nicht davon wie wir uns ihn wünschen. Analog: Arbeiterklasse. Dein Wunschdenken ist gescheitert und wird immer wieder scheitern, weil es gegen die Realität der Menschen, des Lebens gerichtet ist. Faktisch argumentierst Du beständig gegen die Mehrheit, was Dir als echter kommunistischer Revolutionär natürlich am Arsch vorbeigeht. So stimmt bspw. eine überwältigende stabile Mehrheit der Bundesbürger dem Sozialstaat grundsätzlich zu – West 86%, Ost 95% im Schnitt der Jahre 1991-2004 (Datenreport 2006, 649). Was glaubst Du, würden diese Leute sagen, wenn Du ihnen sagen würdest, daß sie sich dabei entzivilisieren, ihre revolutionäre Produktivkraft einbüßen. Lautes Gelächter! Zu Recht! Warum sollten sie auch REVOLUTION machen, wenn sie mit dem Sozialstaat zufrieden sind, folglich seinen Abbau kritisieren bzw. ihn (durch ‚bürgerlichen’ Oppositionsdruck bewirkt bzw. Regierungsübernahme durch Reformisten) ausgebaut wissen wollen. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Die revolutionäre Produktivkraft wird in dem Maße wieder NOTWENDIG (und damit auch nachvollziehbar für die Menschen), in dem Maße er abgebaut wird. Aber über Montagsdemonstranten wirst Du doch nur lachen, weil sie (zunächst) nicht (oder nie) den höchsten kommunistischen Ansprüchen genügen, oder?

Kurzum: Deine Argumentation ist also deshalb völlig weltfremd und völlig verkehrt, weil Du die (für die realen Menschen und den gesellschaftlichen Fortschritt) positive Funktion des Sozialstaates negierend, sie ins negative verkehrst, und folglich auch nicht seinen Abbau kritisieren kannst, denn wenn das Negative ja reduziert wird, kann das ja nur gut sein (für den abstrakten Kommunismus). Trotzdem mokierst Du Dich aber darüber, daß ich Dir vorwerfe, millionenfaches Elend billigend in Kauf zu nehmen. Exakt das tust Du aber faktisch!

Deine Argumentation ist ja auch deshalb unsinnig, weil man es ja gar nicht beim ‚Sozialstaat’ belassen muß, man kann ja weitergehen, über den Kapitalismus hinaus.

Lieber Ulrich: Ich bin der Sohn eines Musikers und einer Hausfrau, beide Anti-Faschisten mit Neigung zur Sozialdemokratie. Es ist doch ein riesiger Krampf jetzt hier eine ‚Klassenanalyse’ vorzunehmen nach dem Muster: Arbeiterklassenkind = revolutionär, Musikerkind = Kleinbürger, Spießer. Wie die Realität zeigt (und mit der stehst Du prinzipiell auf Kriegsfuß) bin ich um einiges revolutionärer als weit über 90% aller ‚Real-Proletarier’ in der BRD. Analog: Engels, der Kapitalist! Natürlich stehe ich damit weit unter dem Scheffel der von Dir halluzinierten revolutionären Arbeiterklasse, von der Du zwar einerseits einsichtsvoll realistisch, wenn auch dennoch ein wenig euphemistisch, schreibst, daß für sie momentan recht wenig spricht, von der Du aber andererseits permanent so schreibst, als wären sie eine real-gesellschaftliche bzw. -historische revolutionäre Kraft. Warum fällt Dir dieser Widerspruch nicht auf? Natürlich weißt Du, daß Deine gesamte Argumentation mit dieser Fiktion steht und fällt…

Daraus muß der Schluß gezogen werden, daß die Dinge sehr viel komplizierter sind, als daß es wissenschaftlich gestattet wäre, sie aus „der Perspektive der historisch begründeten Berufung des Proletariats zum Totengräber des Kapitalismus (wofür wie gesagt momentan recht wenig spricht)“[3] (was im übrigen eine Erfindung von Marx ist, die sich historisch NICHT bestätigt hat), zu deduzieren. Du bist ein wahrhaftiger Dogmatiker und (zugegebenermaßen […]) Purist.

Zum Schluß eine Bitte: Beantworte mir doch (möglichst schnell) folgende Frage […]:

Wenn selbst die radikalste Demokratie eine Form der bürgerlichen Demokratie ist, welche Staatsform schlägst Du dann vor. Ich beziehe mich hiermit auf folgenden Satz von Dir: „Auch die radikalste Demokratie ist eine Form der bürgerlichen Demokratie.“[4]

Ich wünsche Dir Gesundheit, ungebrochenen, aber belehrten revolutionären Geist, Arbeitswut und auch alles Gute für Deine Familie im Neuen Jahr.

Django

1) [Kritik: An Django Schins: Zur Kritik am Projekt Partei Marx], 11. [= Antwort, 11]

2) An Django (06.11.2000), Anm. 5.

3) Antwort, 5.

4) Antwort, 6.


An Django (01.01.2007):

Lieber Django,

herzlichen Dank für Deine postwendende Antwort.

[…]

Es handelt sich, um es in der Boxersprache auszudrücken, um einen fairen Schlagabtausch, obwohl ich einige Deiner Aussagen am Rande des Tiefschlages empfinde, aber versucht habe, diese sachlich zu parieren.

Da wir ja die ‚Schilderung eines Kampfes’ ins Netz stellen wollen, wäre jeder Versuch eines inhaltlichen Abgleichs der doch sehr grundlegend einander widersprechenden Texte meiner Meinung nach ein sinnloses Unterfangen. (Vielleicht ist es  Dir ja möglich, wenigstens die Kurzfassung Zur Kritik… zu lesen, in der meine Auffassung in konzentrierter und zugespitzter Form zusammengefaßt ist.)[1]

Das Zitat, das ich paraphrasiere, lautet dem Gehalt nach: die größte Produktivkraft ist die revolutionäre Klasse selbst. Da ich ein sehr schlechtes Zitate-Gedächtnis habe, kann ich Dir nicht auf Anhieb sagen, wo es bei Marx herstammt. Da ich es in meinen Texten schon mal wörtlich verwendet habe, werde ich sie daraufhin durchsuchen und Dir das Ergebnis so bald wie möglich mitteilen.[2]

Außerdem will ich mich in dem Text, der noch in Arbeit ist, mit der von Dir angeschnittenen Frage befassen, so daß ich auch ein Interesse habe, einen Beleg
für das Zitat zu finden.

Viel Erfolg bei Deiner Arbeit und herzliche Grüße

Ulrich

1) KRITIK 1 Zur Kritik am Projekt Partei Marx. Zusammenfassung.
2) Karl Marx: Das Elend der Philosophie, MEW 4, (65-182), 181: „Eine unterdrückte Klasse ist die Lebensbedingung jeder auf dem Klassengegensatz begründeten Gesellschaft. Die Befreiung der unterdrückten Klasse schließt also notwendigerweise die Schaffung einer neuen Gesellschaft ein. Soll die unterdrückte Klasse sich befreien können, so muß eine Stufe erreicht sein, auf der die die bereits erworbenen Produktivkräfte und die geltenden gesellschaftlichen Einrichtungen nicht mehr nebeneinander bestehen können. Von allen Produktionsinstrumenten ist die größte Produktivkraft die revolutionäre Klasse selbst. Die Organisation der revolutionären Elemente als Klasse setzt die fertige Existenz aller Produktivkräfte voraus, die sich überhaupt im Schoß der alten Gesellschaft entfalten konnten.“


An Partei Marx (02.01.2007)

Lieber Ulrich

Zu Deiner u.a. Mail nehme ich wie folgt Stellungen:

1. Wie ich Dir bereits bezüglich eines anderen Falls früher geschrieben habe, verfährst Du auch in diesem Fall nach dem Muster: Ich mache mir zwar die Position eines anderen Autoren (Marx) zu eigen, aber wenn ich dann darin kritisiert werde, ziehe ich mich aus der Affäre, in dem ich lediglich auf diesen Autor verweise.

Es geht nicht darum, daß Du mir die Stelle nachweist, an der das Original zur Paraphrase steht, sondern um ihre inhaltliche Richtigkeit in dem Kontext in den DU sie gestellt hast. Es geht darum, daß DU diese Meinung vertrittst, die in diesem Zitat zum Ausdruck kommt. Es geht um die Sonne, um die sich bei Dir alles dreht: Die ‚revolutionäre Arbeiterklasse’!

Hier nochmals diese Passage aus meiner letzten Mail:

„Die ‚sozialstaatlichen Institutionen’ sind als staatliche Institutionen Überbau-‚Superstrukturen’, wenn sie sich auch noch so basis-orientiert geben mögen. Sie wirken langfristig nicht ‚zivilisierend’, sondern entzivilisierend, weil sie die Wirksamkeit der größten Produktivkraft der bürgerlichen Gesellschaft – die revolutionäre Klasse selbst – aushebeln und neutralisieren und das Ende des Kapitalismus in einen langandauernden Prozeß des Siechtums, in regelmäßigen Abständen unterbrochen von Zivilisationskatastrophen, überführen.“

Bitte, erkläre mir, wer die „revolutionäre Klasse“ ist, deren „Wirksamkeit als größte Produktivkraft der bürgerlichen Gesellschaft“ hier neutralisiert worden sein soll. Die Produktivkraft der in der Produktion produzierenden Arbeiter kann ja wohl nicht gemeint sein, denn die produzieren ja realiter Tag für Tag mit immer HÖHERER Produktivität. Das wäre Dir ja auch viel zu ökonomisch. Du bist ja politischer Revolutionär. Also: Sind sie doch gemeint, aber als REVOLUTIONÄRE KLASSE? Wenn letzteres zutrifft, bitte ich um Nachricht wie, wo und wann diese Klasse real revolutionär agiert. Ich erinnere mich lebhaft daran, daß Du seinerzeit […] bedauernd eingestanden hast, diese nicht konkret real bestimmen zu können. (heute: wofür wie gesagt momentan recht wenig spricht)

Ende der Passage.

Mit ist es völlig unbegreiflich wie Du aus den o. a. Worten den Schluß ziehen kannst, mir die Fundstelle nennen zu sollen. Beantworte doch bitte NUR einfach meine Frage mit Deinen Worten!!!!!!!!!

[…]

Ich bin verärgert ob dieser unnützen Scheiße.

Django


An Django (26.01.2007):

Lieber Django,

Du glaubst, die Bourgeoisie würde den Sozialstaat auf- und abbauen, gerade so wie es ihr paßt und nicht wie der Abgleich der gewünschten Profitrate mit der politischen und ökonomischen Situation etc. es ihr gebietet. Der Sozialstaat ist nur gesellschaftliches Resultat einer bestimmten historischen (politischen + ökonomischen) ‚Konjunktur’.

Wer kam nach 1945 in England an die Regierung: nicht der ruhmreiche Sieger über Nazi-Deutschland, sondern Labour.

Warum Labour?

  1. weil erschwingliche und willige Arbeitskräfte für den Wiederaufbau benötigt wurden, denen ‚man’ nur Hungerlöhne zahlen konnte und wollte.
  2. weil eine aus dem Krieg zurückgekehrte Arbeiterklasse bestimmte bürgerliche Rücksichten verlernt hatte und daher gegen die herrschende Klasse leicht reizbar war. Mit deren Beschwichtigung hatte sich Labour zu befassen.

Heute kann der Sozialstaat abgebaut werden,

  1. weil das Kapital nur Arbeitskraft von einer bestimmten Qualität und in begrenzter Menge benötigt und auf den Rest verzichten kann.
  2. weil die Extraprofite, deren Abfallprodukt der Sozialstaat des „Rheinischen Kapitalismus“ war, mit wachsender Konkurrenz auf dem Weltmarkt tendenziell im Sinkflug begriffen sind.
  3. weil die industrielle Reservearmee im Weltmaßstab in einem nie gekannten Ausmaß zugenommen hat, so daß dasselbe Zeug, das hier jahrelang ‚erschwinglich’ produziert werden konnte, woanders viel billiger produziert wird. (So wie der englische Webstuhl im 19. Jht. den indischen Weber an den Bettelstab gebracht hat, auf dieselbe Weise machen die nach China oder Indien exportierten u.a. deutschen Maschinen nun die einfach qualifizierten deutschen Arbeiter arbeitslos. Sie landen aber nicht am Bettelstab sondern bei Hartz IV).

Und welche Macht der Welt kann das verhindern? Dein ‚Prekariat’ oder die ‚Proletarität’ Karl-Heinz Roths? Der Sozialstaat ist dazu da, Schlimmeres zu verhüten. Worin das bestehen könnte, wird von der herrschenden Klasse und ihren Regierungen von Fall zu Fall abgecheckt. Ein nicht zu vernachlässigender Nebeneffekt ist die Erzeugung zusätzlicher Kontrollmöglichkeiten über die Gesellschaft durch den Staat (die in dem Maße wachsen, wie bestimmte Schlaumeier meinen, das Bescheißen des Staates als revolutionäre oder individuelle Bereicherungs-Strategie ausgeben zu können).

Lieber Django, Du kennst mich zu wenig: sonst wüßtest, daß ich derartige mechanistische Klassenanalysen, wie Du sie mir unterstellst, mit Leib und Seele bekämpfe und immer bekämpft habe! In der billigen Denunziation der Klassenherkunft ohne Ansehen der Person waren sich DKPisten und Maoisten ausnahmsweise einig!

Dein Problem (wie auch das Deiner Partei) ist bei aller ‚Globalisierungskritik’ (+ Fidel Castro + Hugo Chavez + Ahmadineschad) Euer verdammter Provinzialismus, den Ihr von Euren Vorgängern geerbt habt. Ihr seht den Kapitalismus nur so, wie er Euch erscheint, wenn Ihr täglich vor die Haustür tretet. Das war schon immer das Problem der deutschen Linken, weder in historischen noch in weltrevolutionären Zusammenhängen die Dinge zu sehen, sondern immer nur auf das ‚Hinterland’, das man sich für seine Revolution auserkoren hatte, zu starren und dieses für Weltrevolutionäres zuständig zu erklären. Dabei war den wenigsten aufgefallen, daß sich der Sozialismus unter der Hand in Sozialimperialismus verwandelt hatte und die Revolution, die er bei sich zu Hause abgebaut hatte, munter exportierte…

Vom wirklichen Kapitalismus habt Ihr nichts begriffen! Wo Weltmarkt draufsteht, ist auch Weltproletariat drin! Man muß das Paket nur richtig aufschnüren.

Es grüßt herzlich

Ulrich

P.S. Wirf mal einen Blick auf die home page. Sie hat ein neues Gewand.


An Django (04.02.2007):

Lieber Django,

ich werde mich meinerseits nicht an die von Dir letzten Sommer angekündigten Prinzipien halten, die da besagten, daß Du mit mir wieder Kontakt aufnehmen werdest, wenn ich Deine Einwände beantwortet hätte, sondern einige Überlegungen zu den mir übersandten Dokumenten, die ich mit großem Interesse gelesen habe, zum besten geben. Dabei werde ich mich vor allem auf den Bericht über das Sao Paulo Forum aus dem Jahr 2000, „Die Hoffnungen eines Kontinents“, beziehen:[1]

1. „Das Forum der lateinamerikanischen Linken widerspiegelt die Kraft der größten Gruppierungen linker Parteien in der Welt, einer Kampfgemeinschaft von einer beispiellosen Breite in Hinblick auf Entwicklungsgeschichte und Traditionen, Kampfformen und ideologische Standorte.“

Da die lateinamerikanische Linke uns leider nicht erklärt, wie sich dieser Phönix aus der Asche zu einer solchen „Kampfgemeinschaft“ in Lateinamerika entfalten konnte, muß ich im Gegenteil daraus schließen, daß sie bezogen auf die Kämpfe des letzten Jahrhunderts ihre Hausaufgaben nicht gemacht hat, sodaß es sich dabei um einen prinzipienlosen Zusammenschluß handelt, der nur durch den gemeinsamen kleinbürgerlichen Anti-Amerikanismus zusammengehalten zu werden scheint. In dem mir seinerzeit von Dir zugesandten Papier („Brasilien 2002: Wie der Sieg der Arbeiterpartei PT erreicht wurde“)[2] machte sich die Linke immerhin noch Gedanken über die Weltlage, die über den lateinamerikanischen Tellerrand hinausreichten und beispielsweise kritisch mit der „Annahme einer sozialistischen Position, die nicht mit dem sterbenden Modell des ‚realen Sozialismus’ verbunden ist“, verknüpft waren. Darüber ist die o.g. „Kampfgemeinschaft“, wie es scheint, hinweg, man hätte allerdings gerne gewußt, wie sie das geschafft hat. Wie sich an den folgenden Punkten zeigen wird, nur, indem sich das Problem, das die brasilianische PT nicht lösen konnte, ihr erst gar nicht stellt.

2. „…die ‚Deklaration von Niquinonhomo’ …bezeichnet als gemeinsamen Nenner den ‚Kampf gegen den Imperialismus, der in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts die Form des neoliberalen Kapitalismus angenommen hat’“

Auch hier würde man gerne genauer erfahren, auf welchem Wege das in Lateinamerika passiert ist; aber unabhängig davon stellt sich folgendes Problem: wenn für den Kampf gegen den Imperialismus in Lateinamerika keine demokratische Revolution unter der Diktatur des Proletariats und der revolutionären Bauern (vgl. Lenin 1905-1923, Mao 1927-1976) auf der Tagesordnung steht, d.h. eine Strategie obsolet geworden ist, von der die Linke bis Ende der 80er Jahre mehr oder weniger ausgegangen ist (die Problematik der Stadtguerilla einmal beiseite gelassen), dann müßte der so bezeichnete Einbruch des Kapitalismus in Lateinamerika (ob wir ihn liberal, neoliberal sozial-liberal oder sonstwie bezeichnen) auch einen vollständigen Wechsel in der revolutionären Strategie erforderlich machen, durch die der Antiimperialismus in den Kampf des Welt-Proletariats gegen die Welt-Bourgeoisie einzuordnen, wenn nicht gar [dieser] unterzuordnen wäre. Eine solche Konsequenz wird aber von der lateinamerikanischen Linken in besagter Erklärung nicht gezogen, sondern einerseits verharrt sie auf dem Antiimperialismus des 20. Jahrhunderts, andererseits wird der Kapitalismus in Gestalt des „Neoliberalismus“ zum Hauptfeind erklärt, ohne uns mitzuteilen, was (in einer noch wenig differenzierten Annahme meinerseits) an diesem „Neoliberalismus“ am meisten zu bekämpfen ist: entweder, daß es sich um Kapitalismus überhaupt handelt (dann richtete sich dieser Kampf gegen die gesamte Bourgeoisie, die einheimische eingeschlossen) oder allein um den nordamerikanischen Kapitalismus im besonderen (dann wäre weiter eine Einheitsfront angesagt zusammen mit dem antiimperialistischen Flügel der heimischen Bourgeoisie). Ohne Unterscheidung zwischen diesen beiden sich teilweise ausschließenden Strategien bleibt auch die Frage nach dem revolutionären Subjekt ungeklärt. Solange eine solche Klärung nicht erfolgt ist, gelangt die lateinamerikanische Linke zu Menschheitsphrasen wie der folgenden:

3 „Der Kampf gegen den Neoliberalismus für eine Gesellschaft, in der der Mensch und nicht der Profit im Mittelpunkt steht, wird als eine Aufgabe zur Verhinderung der Selbstvernichtung der Menschheit bezeichnet.“

Der Kampf gegen den Profit und für die Menschheit lassen sich nicht so einfach und unvermittelt in Übereinstimmung bringen, es sei denn als Phrase, zumal das Kleinbürgertum nicht den Profit als solchen, sondern immer nur den Profit eines bestimmten (hier: ‚neoliberalen’) Kapitalismus infragestellt, von dem sich der Kleinbürger in seiner Existenz bedroht sieht. Diese Einseitigkeit wurde von Marx zum ersten Mal in seiner Auseinandersetzung mit Proudhon entlarvt, sie liegt auch dem Kampf der lateinamerikanischen „Kampfgemeinschaft“ gegen den (us-amerikanischen „Neoliberalismus“) zugrunde. Wohl nicht ganz zufällig hat die lateinamerikanische Hitler/Stalin-Karikatur, Chávez, nach Verkündung seines ‚Ermächtigungsgesetzes’ (ley de habilitación) anläßlich der Enteignungsdrohung gegen die ‚westlichen’ imperialistischen Multis angekündigt, das argentinische Kapital davon auszunehmen.

4. „In der Linken Lateinamerikas, die mit Militärinterventionen der USA einschlägige Erfahrungen gemacht hat, ist die Empörung über den Aggressionskrieg der NATO gegen Jugoslawien einhellig.“

Auch in ihren besten Zeiten, hat die Linke Lateinamerikas es nicht verstanden, auch nur ansatzweise eine proletarische Außenpolitik zu formulieren. Folglich ist es ihr auch nicht gelungen, sich aus dem Windschatten ihrer nationalen Bourgeoisien hervorzuwagen, deren Strategie sich bekanntlich darauf beschränkt, den Feind ihres Feindes als ihren Freund zu behandeln. (Klassisches Beispiel: der Onkel Arafats verbündete sich im Kampf gegen die koloniale britische Mandatsmacht mit Hitler; ähnlich verhielt es sich zu jener Zeit mit den indischen Kommunisten hinsichtlich der britischen Kolonialmacht, oder denken wir an die engen Beziehungen Perons zu Hitler-Deutschland.) Auf ähnliche Weise war die sozialimperialistische Weltmachtpolitik der Sowjetunion für (nicht allein) die lateinamerikanische Linke auch dann noch sakrosankt, als es die Sowjetunion gar nicht mehr gab, was sie in den 90er Jahren dazu bewogen haben mag, den Völkermord der Milosevic-Banditen an den nicht-serbischen Völkern Jugoslawiens als Widerstand gegen die unter der Führung der USA stehenden Nato zu rechtfertigen und Wort für Wort die großserbische Propaganda nachzubeten.

5. Für die lateinamerikanische Linke ist das Eingreifen der USA und der Nato gegen einen Völkermord (oder bist Du der Ansicht, das Haager Kriegsverbrecher-Tribunal sei ein Schauprozeß gegen einen verdienten und hochgeachteten Revolutionär gewesen?), der bei einer frühzeitigen diplomatischen Reaktion der westeuropäischen Staaten hätte verhindert werden können, aber nur das Vorspiel dafür, „daß der (lateinamerikanische) Kontinent in der Gegenwart und nahen Zukunft Schauplatz besonders zugespitzter gesellschaftlicher Auseinandersetzungen bleibt. Kolumbien, Venezuela, Ekuador, nicht zuletzt Kuba können die nächsten Ziele des ‚Großen Knüppels’ sein.“ Mag sein! Aber bei dieser Einschätzung drängt sich der Verdacht auf, daß die lateinamerikanischen Linken weder im Falle Jugoslawiens noch in einem solchen Fall zu einer eigenständigen Einschätzung der bevorstehenden Konflikte in der Lage sein werden, sondern wie so häufig nur die politischen Phrasen der ‚antiimperialistischen’ Fraktion der nationalen Bourgeoisien Lateinamerikas nachbeten. Geht es nach jenen, haben die Völker Lateinamerikas die Wahl, sich [entweder] gehorsam unter den ‚Großen Knüppel’ aus dem Norden zu ducken oder, falls sie es wagen, soziale und politische Revolutionen zu machen, die kleinen Knüppel, die ihnen von der nationalen Bourgeoisie zwischen die Beine geworfen werden, untätig hinzunehmen. Wo finden sich in dieser Erklärung auch nur Andeutungen zur den Gründen für die Niederlagen der nationalen Befreiungsbewegungen in Nicaragua und El Salvador u.a.m.? Wo eine Kritik an der revolutionären Demagogie des linken Sozialimperialismus innerhalb der lateinamerikanischen Linken, die für diese Niederlagen mit verantwortlich ist, ganz zu schweigen von den ‚Freunden’ im ‚sozialistischen’ ‚Hinterland’ und ihrer absurden Propaganda, an die sie wohl selbst kaum [noch] geglaubt haben? Wenn es solche Kritiker wirklich noch geben sollte, dann wahrscheinlich in den kubanischen Gefängnissen, wo sie die orientalische Despotie des kubanischen Links-Peronismus stellvertretend für die Völker Lateinamerikas eingehend studieren können! Nichts davon in dieser Erklärung; denn das „Forum von Sao Paulo will keine ‚Lateinamerikanische Internationale’ sein. Es versteht sich in erster Linie als Diskussionspodium für Vertreter unterschiedlicher politischer Stile und Sektoren (bis hin zur ‚Mitte der Gesellschaft’), die ein anderes Gesellschaftsprojekt als das gegenwärtig praktizierte anstreben.“ D.h. diese meiner Ansicht nach elementar notwendige Kritik (man hätte sich zumindest darüber einigen können, worüber man sich nicht einigen kann) wird als „politische Stil“-Frage verharmlost und gemeinsam unter den Teppich gekehrt und statt dessen „ein anderes Gesellschaftsprojekt“ aus dem Hut gezaubert, aus dem man, weil darüber keine konkret faßbaren Angaben gemacht werden, außer, daß es „anders“ als alle bisherigen „andere(n) Gesellschaftsprojekt(e) sein soll, zwangsläufig schließen muß, daß sich dahinter das ewig gleiche „Gesellschaftsprojekt“ verbirgt, das eines nach dem anderen im 20. Jahrhundert gescheitert ist und unter diesen Voraussetzungen immer wieder scheitern muß! Daher kann ich dieser lateinamerikanischen Linken nur unterstellen, sie wolle Lateinamerika ganz einfach kubanisieren, was für die Völker Lateinamerikas um keinen Deut besser wäre wie die Serbisierung des ehemaligen Jugoslawien für dessen Völker war, wobei hinzukommt, daß eine solche Politik (wie der Fall Milosevic zeigt) nicht ohne einen linken Weltpolizisten im Rücken zu veranstalten ist. Für den Austausch von Erfahrungen dieser Art sind in der Tat „Kontakte mit Gleichgesinnten in Europa“ besonders hilfreich, besonders mit denjenigen, die dem Milosevic-Regime über seinen Sturz hinaus die Stange gehalten haben.

6. „Von unschätzbarem Wert sind das gemeinsame analytische Bemühen um die Auseinandersetzung mit Grundproblemen des neoliberalen Modells und um die Klärung von Fragen der Globalisierung, die Auseinandersetzung mit der neoliberalen Ideologie und die Ansätze eines alternativen gesellschaftspolitischen Denkens.“

Anstelle einer selbstkritischen Analyse der bisherigen revolutionären Entwicklung Lateinamerikas (deren Verweigerung durch die hier versammelte Linke die völlige Prinzipienlosigkeit dieses Forums charakterisiert), scheint man desto eher in der Lage zu sein, sich „mit Grundproblemen des neoliberalen Modells“ und „der neoliberalen Ideologie“ auseinanderzusetzen, also den Leuten schon mal zu sagen, wo es lang geht. Nämlich in Richtung Kuba, das „als eine Stütze für jene Kräfte der Linken betrachtet (wird), die Regierungsverantwortung (auf lokaler, Provinz-, bundesstaatlicher oder zentraler Ebene) übernehmen und ihrerseits Erfahrungen daraus mitteilen können, zum Beispiel bei der Verwirklichung partizipativer Demokratie.“ Damit sind wir ohne Verzug bei der Gegenwart angekommen: was man sich, speziell mit dem kubanischen ‚Vorbild’ im Hinterkopf in Lateinamerika unter „partizipativer Demokratie“ vorzustellen hat, ist sehr einleuchtend: einerseits Schein-Demokratie bis zum Abwinken, andererseits Korruption, Denunziation, Einschüchterung, Repression bis zum Erbrechen, kurz alle Charakteristika der ‚Revolutionen von oben’ des 20. Jahrhunderts, von denen die revolutionären Völker zu Recht, jedenfalls diejenigen, die nicht völlig naiv oder korrupt sind, die Nase voll haben; denn gestützt auf solche ‚Revolutionsmodelle’ ist schon alles mögliche umgestaltet worden, nur nicht die ökonomische Basis der Gesellschaft im Interesse der betroffenen Völker selbst. Es wurden nur ein anderes Kommando, eine andere Klasse von Befehlshabern eingeführt, verbunden mit einer weniger anarchischen, aber dafür rigider organisierten Verteilung des gesellschaftlichen Mehrprodukts zugunsten der neuen Bourgeoisie und ihrer Satrapen einerseits und des Mangels für den nicht bevorrechtigten Rest der Gesellschaft und auf Kosten der Masse der produktiv tätigen Bevölkerung andererseits.

7. Daß seit Anfang des neuen Jahrhunderts der halbkoloniale Kapitalismus in Lateinamerika in voller Blüte steht, ist auch das Ergebnis der gescheiterten Revolutionen des 20. Jahrhunderts und nicht zu verwundern. Es ließe sich aber auch bei oberflächlicher Betrachtung der dortigen Verhältnisse der Schluß ziehen, daß Lateinamerika mit zunehmendem Kapitalimport kein reiner Rohstoffexporteur (wie von der Dependencia-Theorie unterstellt) bleiben wird und daher das Verhältnis zwischen Lohnarbeit und Kapital zu untersuchen und neu zu bewerten wäre. Mit derartigen Banalitäten geben sich die „Parteien des Forums“ aber nicht ab, sondern beklagen wie eh und je mit Galeano die „’offenen Adern’ Lateinamerikas“ und den „Ausverkauf der natürlichen Ressourcen des Kontinents“ und die Aufteilung der Ergebnisse des bescheidenen Wirtschaftswachstums unter einen „immer geringeren Teil der Gesellschaften“. Es ließe sich leicht zeigen, daß die lateinamerikanischen linken Parteien nicht anders wie ihre westlichen Pendants, die die soziale Frage auf eine reine Verteilungsfrage reduzieren, hierin eher der Smithschen anstelle der Marxschen Interpretation der ‚Trinitarischen Formel’ folgen. Auf der Grundlage der Marxschen Kritik an Smith wäre dagegen die Rolle der riesigen Reservearmeen in Betracht zu ziehen, durch die der Preis der Arbeitskraft von der Bourgeoisie auf Tiefstständen gehalten wird, jedenfalls soweit es sich um einfache Arbeit handelt, die zugleich das Reservoir für die fortlaufende Proletarisierung der landlosen Bauern abgibt. Die Bauernfrage, die im 20. Jahrhundert von entscheidender revolutionärer Bedeutung war, stellt sich wahrscheinlich auf diese Weise nicht mehr in dieser Form. In Kuba waren mit Beginn der Revolution die Bauern in ihrer Mehrzahl bereits Landarbeiter; in dieser Beziehung wird Lateinamerika wahrscheinlich, soweit Kapital in die Landwirtschaft (und nicht in die Drogenproduktion) strömt, der ursprünglichen kubanischen Entwicklung folgen. Dann sind die Bauern, ob in der Stadt oder auf dem Land (wie in Preußen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts) so oder so Proletarier geworden.

8. Statt mit solchen Problemen beschäftigen sich die linken Parteien Lateinamerikas lieber damit, den ausgeklügelten nord-amerikanischen Wahlkampfstrategien ein alternatives Konzept beim Kampf um die Parlamentssitze entgegenzusetzen. Auf diesem Terrain haben sie allerdings nur die Alternative, sich entweder nach [erfolgversprechenden] Werbepsychologen, die ihren Wahlkampf noch wählerwirksamer stylen, umzusehen oder, falls dafür nicht die Kohle da ist (was bisher in der Regel der Fall war, sich aber nach Chávez’ ‚Ermächtigungsgesetz’ schlagartig ändern könnte), ihre soziale Demagogie gegenüber den bisher in „Lähmung und Verzweiflung“ verharrenden Ghettobewohnern, deren Verhaltensweisen „sich nicht immer in Widerstand um(setzen) [lassen], sondern zu Lähmung und Apathie führen“, beachtlich zu steigern, um ähnlich wie in Venezuela (oder im alten Rom?) „einen dem Volke verpflichteten Mann mit ins höchste Staatsamt“ zu bringen. Das ist ‚Revolution von oben’ pur oder nach Marx: Bonapartismus à la Louis Napoleon reinsten Wassers (MEW 8, 160ff.)! Dabei werden wahrscheinlich die „in den großen sozialen Bewegungen präsent(en) … Linken“ mit dem sozialistischen Kuba im Rücken die Aufgabe übernehmen, aus den Ghettobewohnern eine lateinamerikanische Gesellschaft des 10. Dezember zu formieren und zu befehligen (welche Bedeutung übrigens so ein ‚Hinterland’ bekommen kann, erleben wir gegenwärtig am Beispiel Syriens und des Iran im Irak).

9. Wenn die europäischen Arbeiterklassen nicht bereits ihre eigenen Erfahrungen mit solchen ‚Revolutionen von oben’, speziell in den 50er Jahren [in Berlin, Posen, Budapest u.a.] gemacht hätten, müßten diese verstärkt vor dem Import eines solchen ‚Revolutionsmodells’ gewarnt werden. Das wird aber schon deshalb nicht nötig sein, weil sich diese Abenteuerpolitik oder das Bündnis mit politischen Abenteurern dieser Art (deren aus den 50er und 60er Jahren stammendes Charisma wohl endgültig verraucht ist), wahrscheinlich selbst ad absurdum führen wird. (Aber ähnliches wurde auch einmal der Hitler-Episode vorausgesagt.) Wenn allerdings die europäische Linke lauter als bisher davon zu träumen begänne: was denn wäre, wenn ‚wir hier auch so einen Chávez hätten’, der für sie mit den radikalisierten Massen die Kastanien aus dem Feuer holte, hätte diese Linke meiner Meinung nach ein Problem und der Widerstand gegen den Faschismus einen neuen Feind bekommen. Das aber wollen wir nicht hoffen – oder?

Soweit mein Kommentar zu den „Hoffnungen eines Kontinents“. Die übrigen Artikel lasse ich unkommentiert, teilweise, weil sie im Vergleich zu dem Bericht über das 13. Sao-Paolo-Forum aus 2006 nichts Neues enthalten (ein zusätzliches Indiz für den stationären und leeren propagandistischen Charakter der linken Schreibe); der Bericht der kolumbianischen Blumenarbeiter ist Eulen nach Athen tragen:[3] wie naiv muß man sein, in Afrika etwas anderes zu erwarten als die lächerlichsten Karikaturen unserer europäischen Verhältnisse, einschließlich der Korruptheit der Gewerkschaften! Diese Reise hätten sie sich, [wenn] rechtzeitig von ihren Linken Sponsoren gewarnt, sparen können, [und] wenn sie von diesen wirklich ernst genommen und nicht nur als Basis-Maskottchen oder Stimmvieh behandelt würden, das mit dem Stimmzettel lauter Chávez-Kopien aus dem Boden zaubern soll. Daß das Weltsozialforum 2007 auch zum Irak Stellung genommen hat, ist ja sehr schön; nur gelingt es diesem, wie seit Jahren der europäischen Linken, nicht, dort zwischen Freund und Feind zu unterscheiden, woran der lautstarke Wunsch nach Frieden auch nichts ändert. War es denn allein die Gier nach dem Erdöl, die die amerikanische Truppen dort zu Besatzungstruppen gemacht hat oder bestand für die USA nicht auch das Problem darin, daß eine ehemalige CIA-Marionette ihrer hegemonialen Kolonialpolitik (man staune: Noriega wurde gerade aus seiner luxuriösen Ehrenhaft in einem amerikanischen Gefängnis entlassen) den amerikanischen Interessen (Iran-Irak-Krieg) aus dem Ruder gelaufen war und früher oder später liquidiert werden mußte? Vielleicht, wenn sich Saddam des sozialistischen ‚Hinterlands’ (und seiner Gönner in den europäischen Regierungen) nicht so sicher gewesen wäre, das sich aber zu seinem Entsetzen plötzlich in Luft aufgelöst hatte, vielleicht könnte er sich jetzt auch in einem amerikanischen Goldenen Käfig statt im Himmel mit den schönsten Jungfrauen vergnügen. Die Irak-Friedenspolitik der NGOs ist nicht nur fürchterlich eindimensional, sie scheinen für den Irak wie schon für Jugoslawien auch nur über ein revisionistisches Konzept zu verfügen, das aber nur funktionieren wird, wenn sich für die mutigen Friedenskämpfer ein neues ‚Hinterland’ findet, in dessen Schutz ein neuer Saddam oder Milo aufgebaut werden können. Dafür scheinen sie dann auch bereit zu sein, Geheimdienst-Kreaturen vom Schlage eines Bin Ladin oder Zarkawi einen antiamerikanischen Widerstandscharakter anzudichten, vom Export der iranischen Revolution ganz zu schweigen. Sehr zukunftsträchtig!

Hierbei will ich es erst mal bewenden lassen und verabschiede mich für 14 Tage […]. Du hast also eine Menge Zeit über meine kritischen Einwände nachzudenken.

Herzliche Grüße

Ulrich

1) Das Sao-Paulo-Forum der lateinamerikanischen Linken: Brückenschlag nach Europa. Die Hoffnungen eines Kontinents, in: Neues Deutschland 15./16.04.2000.

2) Vgl. An Partei Marx (01.04.2003) und An Django (03.03.2003).

3) „Blumenarbeiter sollten sich unabhängig organisieren“. Kolumbianische Gewerkschafter diskutieren bei Weltsozialforum mit Beschäftigten aus Kenia (Interview), in: Neues Deutschland 23.01.2007.


An Partei Marx (11. 02 2007)

Betreff: DIKTATUR DES PROLETARIATS – NEIN DANKE!

Lieber Ulrich

Zu Deinen u. a. Überlegungen heute nur soviel:

Ich fasse es nicht!!!:

Ungeachtet meiner Kritik und Deines eigenen Eingeständnisses, daß Du das revolutionäre Proletariat selbst nicht praktisch bestimmen kannst […] muß ich folgendes lesen:

„…aber unabhängig davon stellt sich folgendes Problem: wenn für den Kampf gegen den Imperialismus in Lateinamerika keine demokratische Revolution unter der Diktatur des Proletariats und der revolutionären Bauern…auf der Tagesordnung steht…, dann müßte der so bezeichnete Einbruch des Kapitalismus in Lateinamerika …auch einen vollständigen Wechsel in der revolutionären Strategie erforderlich machen, durch die der Antiimperialismus in den Kampf des Welt-Proletariats gegen die Welt-Bourgeoisie einzuordnen, wenn nicht gar unterzuordnen wäre.“

Wo zum Teufel findet der „Kampf des Welt-Proletariat[s] real denn statt, in den Du irgendetwas einzuordnen gedenkst? Außer in Deinem Kopf?

Das Welt-Proletariat als revolutionäres Subjekt existiert objektiv nicht!

Lieber Ulrich, ich muß Dir leider sagen, daß ich unsere Diskussion inzwischen für völlig zwecklos erachte, weil Du hartnäckig an dieser Fiktion festhältst und im Grunde unausgesetzt alles andere von ihr ableitest, d.h. praktisch (wenn sie denn Wirklichkeit würde, was ich für völlig ausgeschlossen halte): Weil die Voraussetzung – das revolutionäre Proletariat – fehlt, würde die Diktatur des Proletariats tatsächlich nur von solchen Leuten wie Dir ausgeübt, jenen Figuren, die sich das zuvor – aus persönlichen Machtambitionen – aus den Fingern gesaugt haben. Und das wäre dann notwendig die Diktatur von wenigen, die ich kategorisch ablehne! (Außerdem bin ich auch kein Freund einer echten Diktatur des Proletariats!) Mir scheint, daß ausgerechnet Du, der vehemente Stalin-Kritiker das Wesentliche aus der Kritik des Stalinismus nicht kapiert hast.

Demgegenüber ist es die wirkliche Aufgabe der Linken, das wirkliche „neue revolutionäre Subjekt“ überhaupt erst zu finden. Diese Versuche werden von Dir permanent mit mehr oder weniger haltlosen Verdächtigungen überzogen und schlecht gemacht. (Womit ich natürlich nicht sagen will, daß jedes Detail Deiner Kritik falsch ist.) Ich finde das unsachlich, unfruchtbar und nicht ziel führend.

Ulrich, Hand aufs Herz: Was macht meine Kritik noch für einen Sinn, wenn Du keinerlei Konsequenzen daraus ziehst?

Das einzige was mich in diesem Zusammenhang noch interessiert ist: Gibt es auf diesem Globus eigentlich irgend eine linke Kraft, Person etc., die Deinen Ansprüchen genügt? Außer der Partei Marx, versteht sich?

Im übrigen möchte ich Dir sagen: Wenn ich mich recht erinnere, hast Du in einem Deiner letzten Texte geschrieben, daß vom Tisch der Chavez etc. nicht einmal ein Krümel für den armen Bauern abfällt. Selbst der oberflächliche Zeitungsleser weiß aber, daß jede Menge „Krümel“ abfallen! Es gibt eine Fülle von Sozialprogrammen! Du schreibst da also die Unwahrheit. Ich empfehle Dir deshalb, bevor Du bei anderen mangelnde Kritik kritisierst (s. Text vom 4.1.2007) Dich bei der eigenen Nase zu packen.

Gruß

Django


An Django (11.03.2007):

…Was ich am meisten und abgrundtief hasse, ist angewandte Pädagogik in politischen Auseinandersetzungen, lieber Django Schins!

Aus Mangel an Argumenten versuchst Du mich in unserer Korrespondenz in die Rolle des abgestraften Schülers zu versetzen („Ulrich, Hand aufs Herz: Was macht meine Kritik noch für einen Sinn, wenn Du keinerlei Konsequenzen daraus ziehst“), während in einem auf dem heutigen Stand der (‚poststalinistischen’) Zivilisation befindlichen Dialog beide Seiten davon ausgehen sollten, daß jede bereit ist, aus der Debatte ihre eigenen Konsequenzen zu ziehen. Zur Begehung eines solchen ‚Zivilisationsbruchs’ bin ich nicht bereit. Davon abgesehen ist mir diese psychologische Masche aus langjähriger Erfahrung mit der deutschen Linken nur allzu bekannt.

An Stelle einer Antwort auf meine detaillierte Kritik an Deinem „Determinismus“-Papier gegen die Partei Marx („Marx als Gott oder was?“) schmeißt Du mir ein paar jW-Artikel vor die Füße, wovon ich den meiner Ansicht nach wichtigsten in der völlig illusionären Annahme, dies wäre ein Beitrag zu unserer bisher geführten Diskussion, detailliert zu kritisieren versucht habe.[1] In Deiner Antwort darauf klaubst Du Dir einen Satz aus meiner Kritik heraus, den Du durch entsprechende Auslassungen des historischen Zusammenhangs, in dem sich dieser und das darin benannte „Proletariat“ eindeutig befinden, völlig entkleidest und legst zum x-ten Mal die alte Platte auf: „Wo zum Teufel findet der ‚Kampf des Weltproletariats’ real denn statt…?“ Wenn eine Beantwortung dieser wohl eher rhetorisch gestellten Frage noch irgendeinen Sinn ergäbe, würde ich sagen: Überall da, wo sich das Kapital etabliert hat (Marx: sich als Produktionsverhältnis selbst gesetzt hat und für alles weitere vorauszusetzen ist). Aber diese Antwort kann ich mir allem Anschein nach schenken.

Mit Deiner rhetorischen Frage möchtest Du meiner Kritik an der im Jahre 2000 in Sao Paulo versammelten Linken aus dem Wege gehen, deren Erklärung, wie ich [dort] detailliert ausführe, auf folgende strategische Alternative hinausläuft:  „…einerseits verharrt sie auf dem Antiimperialismus des 20. Jahrhunderts, andererseits wird der Kapitalismus in Gestalt des ‚Neoliberalismus’ zum Hauptfeind erklärt, ohne uns mitzuteilen, was (in einer noch wenig differenzierten Annahme meinerseits) an diesem ‚Neoliberalismus’ am meisten zu bekämpfen ist: entweder, daß es sich um Kapitalismus überhaupt handelt (dann richtete sich dieser Kampf gegen die gesamte Bourgeoisie, die einheimische eingeschlossen) oder allein um den nordamerikanischen Kapitalismus im besonderen (dann wäre weiter eine Einheitsfront angesagt zusammen mit dem antiimperialistischen Flügel der heimischen Bourgeoisie). Ohne Unterscheidung zwischen diesen beiden sich teilweise ausschließenden Strategien bleibt auch die Frage nach dem revolutionären Subjekt ungeklärt.“ Anstatt sich über diese strategischen Alternativen rational Gedanken zu machen, reduzierst Du das in der Erklärung des Forums von Sao Paulo aufgeworfene Problem, auf die „wirkliche Aufgabe der Linken, das wirkliche ‚neue revolutionäre Subjekt’“ (wie die blaue Blume der Romantik) „überhaupt erst zu finden“. Diese Suche haben Dir inzwischen die linken lateinamerikanischen caudillos in den Ghettos von Caracas bis Rio längst abgenommen…

Du hast Recht: auch ich bin nicht weniger als Du zu der Ansicht gelangt, „unsere Diskussion inzwischen für völlig zwecklos“ zu erachten, wenn ich sehe, wie das „wirkliche ‚neue revolutionäre Subjekt’“, auf dessen Suche Du die „Linke“ bei uns und in Lateinamerika wähnst, zunehmend seine verborgenen faschistischen Potenzen entfaltet. Und zwar als Ausdruck der sich nach den Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus vor unseren Augen abspielenden Proletarisierung der Welt, der Du und Deinesgleichen sich mit proudhonistischen Rezepten meinen entgegenstemmen zu müssen, um die bürgerliche Gesellschaft vor dem Kapitalismus zu retten und diese Welt (mit dem Segen der laut der Erklärung des Forums von Sao Paulo „dem Volke verpflichteten“ und von diesem „ins höchste Staatsamt“ gebrachten Männern) in das antifaschistisch und politisch korrekt zurechtgetrimmte, klimageschonte Reich der ‚Globalisierungskritiker’ zu befördern.

Das allerdings ist keine Fiktion mehr, sondern die traurige Realität, die hinter der Suche der Linken nach der Blauen Blumen mit Namen „neues revolutionäres Subjekt“ zunehmend hervortritt: nützliche Idioten in einem globalen Machtkampf der verschiedenartigsten aufstrebenden Weltmächte (und antiamerikanischen Möchtegern-Weltherrscher wie Ahmadineschad und Chavez) mit der Weltmacht USA und den etablierten westlichen Großmächten, die sich hinter dieser verschanzt haben…

Welche Konsequenz sollte ich, „Hand aufs Herz“, aus Deiner Kritik ziehen, wenn Du Dich nicht einmal ansatzweise bemüßigt fühlst, mich in der Sache zu widerlegen?

Ob es auf diesem Globus jemanden geben wird, der den „Ansprüchen …der Partei Marx …genügt“, wird sich hoffentlich nicht erst zeigen, wenn der Hund nach dem chinesischen Essayisten Lu Xün zum zweiten Mal ins Wasser gefallen ist. Ein solcher Hund hat erst recht Prügel verdient. Ich jedenfalls habe nicht vor, zu den geprügelten Hunden zu gehören, während Du Dich auf dem besten Weg befindest, Dir diesen Titel zu verdienen.

Vielleicht überlegst Du Dir die Sache noch einmal und ergreifst freundlicherweise die Gelegenheit, meine Kritik im o.g. Sinn zu beantworten.

Wenn nicht, verabschiede ich mich vorsorglich schon einmal aus Deiner heilen Welt mit dem Chor der Delphine:

…so long, so long, and thanks

for all the fish!

1) Der genannte Artikel war nicht in der Jungen Welt, sondern dem Neuen Deutschland erschienen (siehe An Django (04.02.2007), Anm. 1


An Partei Marx (13.03. 2007):

Betreff: DIE HUNDE BELLEN, ABER DIE KARAWANE ZIEHT WEITER

Lieber Ulrich

Leider ist Dein Text ein weiterer Beweis dafür, daß eine weitere Diskussion zwischen uns nutzlos ist.

Auf meine Aussage, daß ein kämpfendes revolutionäres Weltproletariat EMPIRISCH nicht beobachtbar ist („Das Welt-Proletariat als revolutionäres Subjekt existiert objektiv nicht!“ ist keineswegs rhetorisch, vielmehr sehr konkret, gemeint.) bzw. die entsprechende Frage nach seinem realem revolutionärem Kampf (auch diese ist folglich höchst konkret gemeint), antwortest Du – wie könnte es anders sein – THEORETISCH mit Marx: „Überall da, wo sich das Kapital etabliert hat (Marx: sich als Produktionsverhältnis selbst gesetzt hat und für alles weitere vorauszusetzen ist).“ „Revolutionär“ schreibst Du hier zwar nicht, aber nur, wenn man das meint, macht es ja Sinn, von der Einordnung in den Kampf des Welt-Proletariats gegen die Welt-Bourgeoisie zu sprechen oder geht es bei Deiner Revolution nur um höhere Löhne?

Dort aber, im Produktionsverhältnis, – ich wiederhole – ist ein solcher REVOLUTIONÄRER Kampf eben NICHT zu beobachten!

Daß Du diese Einordnung im übrigen keineswegs historisch, wie Du fälschlich behauptest, sondern vielmehr perspektivisch meinst, geht aus folgendem Zitat hervor, in dem Du ja gerade die lateinamerikanische Linke ob des Mangels „vollständig“ neuer strategischer Überlegungen für die Zukunft rügst:

„wenn für den Kampf gegen den Imperialismus in Lateinamerika keine demokratische Revolution unter der Diktatur des Proletariats und der revolutionären Bauern… auf der Tagesordnung steht, d.h. eine Strategie obsolet geworden ist…, dann müßte der so bezeichnete Einbruch des Kapitalismus … auch einen vollständigen Wechsel in der revolutionären Strategie erforderlich machen, durch die der Antiimperialismus in den Kampf des Welt-Proletariats gegen die Welt-Bourgeoisie einzuordnen, wenn nicht gar unterzuordnen wäre.“

Deiner Argumentation fehlt also mit dem real fehlenden revolutionären Proletariat der Sache nach ihr material-inhaltlicher Kern, den Du aber nichtsdestotrotz ständig im Munde herumführst – ein Ausdruck dieses eingebildeten Kerns ist bspw. „proletarische Außenpolitik“, die Du bei der lateinamerikanischen Linken immer schon als fehlend bemängelst.

Um die Realität des fehlenden revolutionären Weltproletariates vor Dir zu verstecken, steckst Du Deinen Kopf umso tiefer in die Blauen Bände (BB), wo Du dieses zu Deinem großen Glück immer wieder findest – in der einen oder anderen Formulierung, so z.B. sie oben.

Du bist es, der hier auf diese meine Einwände inhaltlich überhaupt nicht eingeht. Und deshalb – und weil Du Deinen Standpunkt auch nicht änderst – lege ich auch immer wieder dieselbe alte Platte auf! Was ist denn nun jetzt Deine Meinung: Gibt es dieses „Proletariat“ nun oder nicht?

Ich gebe zu, daß ich Deine letzten Texte nicht gründlich gelesen habe. Ich hatte andere Arbeiten zu erledigen. Ich habe das auch angedeutet (s. „Zu Deinen u. a. Überlegungen heute nur soviel:“, So 11.02.2007 11:47). Ich bin mir aber sicher, daß Du Deine strategischen politischen Überzeugungen prinzipiell und permanent von einer (fiktiven) Menschengruppe, daß Du aus dem von DIR „philosophisch“ gesetzten „revolutionären Weltproletariat“ grosso mode Deine Position ableitest, genauer, aus den vermeintlich revolutionären Eigenschaften und Fähigkeiten der Arbeiterschaft, die „Welt-Bourgeoisie“ konsequent zu bekämpfen und schließlich zu besiegen (als Beleg dafür sollen hier die beiden o.g. Beispiele, Einordnung und Außenpolitik, genügen).Wenn aber nüchtern zu konstatieren ist, daß dieses Subjekt überhaupt nicht existiert, weil ein entsprechendes Agieren nicht feststellbar ist, dann sind auch Deine Ableitungen falsch. Stattdessen verhöhnst Du die Suche nach einem wirklichen revolutionären Subjekt als romantische Sehnsucht nach der Blaue[n] Blume. Das ist absurd: Derjenige, der nur Spinnerei aufzubieten hat, denunziert den realistischen Sucher als verhuschten Romantiker!

Ich habe mit dieser Kritik also den wesentlichen inneren Zusammenhang Deiner Position und die objektive und subjektive Realität des nicht vorhandenen „revolutionären Klassenkampfes“ richtig erfaßt und – wie gesagt aus Zeitmangel – meine Kritik darauf fokussiert. Das scheint mir doch sehr realistisch, rational und kohärent zu sein.

Für Dogmatiker ist es allerdings typisch, daß sie realitätsresistent sind.

Für einen weiteren Kritikpunkt fand ich dann doch noch kurz Zeit, weil er mir sehr wichtig ist: Daß Du mit Deinem Plädoyer für eine Diktatur des Proletariats die wesentliche Lehre aus dem Stalinismus nicht gezogen hast. Auch dazu von Dir kein(e) (Ant-)Wort. Allerdings ist es hier nicht ganz klar, ob Du diese nun endgültig als obsolet oder nur zur Zeit nicht auf der Tagesordnung stehend ansiehst bzw. bis auf weiteres im Weltenkampf der Klassen verstecken willst?

Wer also selbst immer noch den Argumenten ausweicht (wie z.B. dem, daß sehr viele „Krümel“ vom Tisch des Hugo Chavez für die Armen abfallen) sollte den Mund nicht so voll nehmen mit seiner Kritik, daß ich die Dinge aus dem Zusammenhang reiße.

Es ist z.B. eine vielfach belegbare Tatsache, daß die von Dir verunglimpften Chavez & Co. schon eine Menge für die kleinen Leute getan haben. Mindestens genau so wichtig und real ist die schrittweise Formierung[en] eines neuen lateinamerikanischen Selbstbewußtseins und anti-usa-imperialistischen Blocks. Zu ersterem behauptest Du aber gar das genaue Gegenteil – entgegen den Tatsachen! Eine Korrektur ist offensichtlich von Dir nicht zu erwarten.

Um sich aber ernsthaft und produktiv argumentativ auseinanderzusetzen, ist es notwendig, sich auf elementare methodische Kriterien zu verständigen. Ein solches Kriterium ist für mich z.B. die unvoreingenommene Feststellung von Tatsachen und logisches Schließen daraus. Materialismus eben – die Dinge so zu sehen, wie sie sind! Nicht, sie sich ausdenken! Dieses Verfahren schließt auch ein, theoretische Positionen an den Tatsachen zu messen und im Falle der Nichtübereinstimmung der Theorie mit den Tatsachen, erstere zu verwerfen. Du verfährst offenkundig genau umgekehrt! Daß unserer Diskussion dieses methodische Fundament mangels diesbezüglichem Konsens fehlt, hat mindestens Aneinandervorreden und – so lange dieser Konsens nicht hergestellt ist – einen antagonistischen Gegensatz zwischen unseren Argumentationen zur logischen Konsequenz. Also: Diese Diskussion ist auf dieser Grundlage sinnlos! Wir würden uns nur noch bis zum jüngsten Gericht – in einem positiven Sinne – ergebnislos streiten, wie es bisher ja auch für die Linke sehr oft typisch war. Onanistische Selbstzerfleischung. Und ich habe exakt den Eindruck, daß Du diese ALLES VERNICHTENDE KRITIK mit Lust betreibst. Meines Erachtens ist das nur noch psychologisch zu erklären. Daraus kann nichts Konstruktives im Sinne einer grundlegenden emanzipatorischen Veränderung erwachsen.

Problematische Tendenzen bei Chavez übersehe ich bei alledem nicht – z.B. sein regieren per Dekret für 18 Monate. Der Prozeß ist selbstverständlich widersprüchlich. Wie könnte es anders sein. Was Du aber anzubieten hast, ist nicht anderes als erstens widersprüchliches WUNSCHDENKEN (einerseits ist demokratische Revolution unter der Diktatur des Proletariats obsolet, andererseits redest Du vom Kampf des Welt-Proletariats), zweitens TOTALNEGATION und drittens eine merkwürdig verkehrte Autoritätsfixiertheit. Merkwürdig deshalb, weil sie sich zwar negativ gebärdet, aber nicht auf die Idee kommt, daß es ja an der (lateinamerikanischen) Linken selbst liegt, ob sich aus dem Caudillo (?) Chavez ein Diktator entwickelt. Die Befreiung des „Proletariats“ kann eben nur die Sache des „Proletariats“ selbst sein. Emanzipation bekommt man per definitionem nicht geschenkt und man darf auch LETZTLICH nicht Chavez dafür verantwortlich machen, wenn man sich von ihm unterdrücken läßt, sondern sich selbst! Also „wir“ (ich setze das in Anführungszeichen, weil wir ja nicht alle von Chavez unterdrückt würden), die Du Besitzer absoluter Wahrheit und unendlicher Voraussicht, jetzt schon vorsorglich als nützliche Idioten bezeichnest.

Typisch für Deinen Standpunkt überhaupt ist, daß für Dich auch hier das ABSOLUT NEGATIVE dieses Prozesses in Südamerika schon längst ausgemachte Sache zu sein scheint – bevor er überhaupt schon richtig in Fahrt gekommen ist. Du saugst eben alles nur aus Deinem TOTAL DOGMATISIERTEN Gehirn! Hat etwa Marx dazu seinerzeit schon „Wegweisendes“ gesagt, was ich übersehen habe und was Du nun nur noch nachbetest?

Vollends absurd ist aber folgender Satz, von dem ich leider sagen muß, daß sein Irrsinn alles bisher von mir Gelesene übertrifft:

„…wenn ich sehe, wie das ‚wirkliche >neue revolutionäre Subjekt<“…zunehmend seine verborgenen faschistischen Potenzen entfaltet. Und zwar als Ausdruck der sich nach den Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus vor unseren Augen abspielenden Proletarisierung der Welt…“

Bei den schließlich in der suchenden praktischen und theoretischen Selbstbewegung der Linken zu findenden, sich schon in ersten Zügen herausbildenden neuen Subjekten reformerischer und vielleicht schließlich sogar revolutionärer (das muß dialektisch gesehen werden) Veränderung, von in ihnen verborgenen faschistischen Potenzen zu reden, ist jenseits jeder realistischen und rationalen Betrachtung, weil Chavez – einmal unterstellt, er wäre ein solch schlimmer Finger (ich übersehe hier einmal freundlicherweise, daß es sich im Grunde um eine schlimme Verharmlosung des Faschismus durch Dich handelt) – zwar ein sehr starkes und führendes, aber bei weitem nicht das einzige Subjekt der vor unseren Augen vor sich gehenden dramatischen Veränderung in Richtung Sozialismus des 21. Jahrhunderts in Lateinamerika ist. Die anderen finden sich realiter nicht in der knechtenden Unterordnung unter Chavez. Allerdings befinden sich nicht alle auf der Höhe des Bochumer Weltphilosophen, der die Welt wieder einmal mit der reinen Lehre überzieht. Es ist immer wieder dasselbe Spiel: Vor dem Richterstuhl des Absoluten Ideals kann das Reale immer nur scheitern. Daß das Forum von Sao Paulo mit seiner von Dir inkriminierten Erklärung möglicherweise nicht hinreichend Selbstkritik übt, mag sein. Ich nehme das als Ausdruck der Vielfalt der dort versammelten Gruppen etc., die zu Recht wohl primär an der Herausarbeitung des Gemeinsamen statt des Trennenden interessiert waren. Ganz im Gegensatz zu besagtem Philosophen, der sich stets immer wieder erfolgreich einen darauf runterholt, daß er stets und ständig die ganze Welt in Grund und Boden verkritisiert. Die Verfassung der Bolivarischen Republik Venezuela, die ich Dir dringend zur Lektüre empfehle, ist übrigens ein Musterbeispiel demokratischer Ordnung!

Und dann – des Wahnsinns gänzlich fette Beute – entfalten sie auch noch „faschistische Potenzen…als Ausdruck der“, ja, natürlich, „sich nach den Gesetzmäßigkeiten des Kapitalismus vor unseren Augen abspielenden Proletarisierung der Welt“! Wenn die Proletarisierung eine Gesetzmäßigkeit des Kapitalismus ist und wenn diese Basis und Nährboden des Faschismus ist und wenn die Suche nach einem neuen revolutionären Subjekt romantische Spinnerei ist, dann ist ja weder das eine (proletarische) noch die anderen (neuen) Subjekte fähig und in der Lage Deine kommunistischen Gewißheiten zu realisieren, oder? Wie aber kommen wir dann zum Kommunismus, der doch Deines Erachtens mit Notwendigkeit kommen wird? Führt Proletarisierung notwendig zum Faschismus oder zum Kommunismus?

Bis zur unappetitlichen Lektüre dieses Satzes dachte ich noch, daß es gerade die Proletarisierung ist, der Du frönst, weil sie das Heil der Menschheit verspräche. Oder habe ich da etwas falsch verstanden: Bist Du an dieser Stelle plötzlich nicht mehr der Verfechter der historischen Mission des revolutionären Welt-Proletariats? Ist es nun hier zum bösen faschistischen Subjekt mutiert?

Ich ahne bereits die Antwort: Hier kann nur das Heil aus Bochum kommen. Vom Avantgardisten, der seine Absolute Wahrheit in das Proletariat hineinträgt, um es auf den rechten Pfad der revolutionären Tugend zu lenken.

Offenbar spielst Du mit den „faschistischen Potenzen“ auf die „Freundschaft“ von Chavez mit Ahmadinedschad an, genauer auf die Holocaust-Leugnung von letzterem. Solche diplomatischen Praktiken nennt man wohl Realpolitik und sie machen mich auch mißtrauisch. Deshalb ist Vorsicht und Kritik geboten. Ich erinnere daran, daß Mao mit dem Kommunistenschlächter Chiang Kai-scheck freundlich lächelnd Reiswein getrunken hat, als es um das Bündnis gegen den japanischen Aggressor ging. Ich könnte so etwas nicht. Aber Politiker müssen wohl so sein…

Deshalb aber gleich von faschistischen Potenzen zu sprechen, ist abwegig, weil Chavez mit absoluter Sicherheit nicht so dämlich ist, sich damit seine großen Sympathien weit über die Linke hinaus zu verscherzen.

Ich will hiermit die politische Sache zwischen uns endgültig (wie undialektisch) auf den Punkt bringen: Wenn Du die Welt primär aus den BB ableitest und nicht aus sich selbst, dann hat es diesbezüglich keinen Zweck mehr mit uns. Ohne das Marxsche und Engelssche Werk wirklich umfassend zu kennen, denke ich dennoch, schon jetzt sagen zu können, daß sie eben diese Methode auszeichnet – die Welt aus sich selbst heraus zu erklären! Das schließt allerdings nicht aus, daß sie dabei auch Fehler gemacht haben. Außerdem hat sich die Welt dramatisch verändert. Es gilt aber weiterhin grundsätzlich:

“Wenn wir jetzt die Verhältnisse, unter denen die englische Arbeiterklasse der Städte lebt, in ziemlicher Ausführlichkeit betrachtet haben, so wird es nun an der Zeit sein, aus diesen Tatsachen weitere Schlüsse zu ziehen und diese wiederum mit dem Tatbestande zu vergleichen.“

MEW, 2, 324.

„Die Tatsache ist also die: bestimmte Individuen, die auf bestimmte Weise produktiv tätig sind, gehen diese bestimmten gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse ein. Die empirische Beobachtung muß in jedem einzelnen Fall den Zusammenhang der gesellschaftlichen und politischen Gliederung mit der Produktion empirisch und ohne alle Mystifikation und Spekulation aufweisen. Die gesellschaftliche Gliederung und der Staat gehen beständig aus dem Lebensprozeß bestimmter Individuen hervor; aber dieser Individuen, nicht wie sie in der eignen oder fremden Vorstellung erscheinen mögen, sondern wie sie wirklich sind, d.h. wie sie wirken, materiell produzieren, also wie sie unter bestimmten materiellen und von ihrer Willkür unabhängigen Schranken, Voraussetzungen und Bedingungen tätig sind.“

MEW 3, 25.

EGAL wie es kommt, es tröstet mich eine Gewißheit. Dort in Bochum, in seiner Studierstube, saß einer, der alles schon im voraus wußte, unser Totaldeterminist, der Elfenbeinturmbewohner Ernst-Ulrich Knaudt, der sich Marxist zu sein dünkte.

In diesem Sinne grüßt

Django

1) Sao-Paulo Forum sucht Alternativen, in Neues Deutschland (14.06.1995), 7.


An Partei Marx (19.03. 2007):

Methode + Weltpolitik

Lieber Ulrich

Ich wollte Dir ja eigentlich nicht mehr schreiben, aber na ja, die Hoffnung stirbt eben zuletzt…

Im Anhang findest Du, neben einem Redetext zum modernen Sozialismus ein Interview mit Gysi, aus dem man immerhin lernen kann, daß man auch anders mit der lateinamerikanischen Situation umgegehen kann als Du.

Es fällt mir dabei auf, daß Gysi von den realen Menschen ausgeht. Und dies scheint mir – gelinde gesagt – ein sehr viel fruchtbarerer Ansatz zu sein, als Deiner, der des Schriftgelehrten.

Hierzu fand ich folgende Aussage von Marx und Engels, mit der sie die materialistische Methode auf den Punkt bringen und die ich Dir bisher vergeblich versucht habe nahe zu bringen:

„Ganz im Gegensatz zur deutschen Philosophie, welche vom Himmel auf die Erde herabsteigt, wir hier von der Erde zum Himmel gestiegen. D.h., es wird nicht ausgegangen von dem, was die Menschen sagen, sich einbilden, sich vorstellen, auch nicht von den gesagten, gedachten, eingebildeten, vorgestellten Menschen, um davon aus bei den leibhaftigen Menschen anzukommen; es wird von den wirklich tätigen Menschen ausgegangen und aus ihrem wirklichen Lebensprozeß auch die Entwicklung der ideologischen Reflexe und Echos dieses Lebensprozesses dargestellt.“ Die Deutsche Ideologie, MEW 3, 25-40.[1]

Mit freundlichem Gruß

Django

PS: So ganz nebenbei ist auch Dein Vorwurf des Provinzialismus an die Adresse meiner Partei widerlegt, die übrigens Gründungsmitglied der EL ist – ein Zusammenschluß von über 20 Parteien in Europa. Siehe Deine Mail vom 26.01.2007:

„Dein Problem (wie auch das Deiner Partei) ist bei aller ‚Globalisierungskritik’ (+ Fidel Castro + Hugo Chavez + Ahmadineschad) Euer verdammter Provinzialismus, den Ihr von Euren Vorgängern geerbt habt. Ihr seht den Kapitalismus nur so, wie er Euch erscheint, wenn Ihr täglich vor die Haustür tretet. Das war schon immer das Problem der deutschen Linken, weder in historischen noch in weltrevolutionären Zusammenhängen die Dinge zu sehen, sondern immer nur auf das ‚Hinterland’, das man sich für seine Revolution auserkoren hatte, zu starren und dieses für Weltrevolutionäres zuständig zu erklären.“

1) Karl Marx; Friedrich Engels: Die deutsche Ideologie, MEW 25, 26.


An Django (23.03.2007):

Betreff: America Latina

Lieber Django,

… kurz das Wichtigste: vielen Dank für die Texte. Das Interview hatte ich zuvor schon gelesen und mir überlegt, vielleicht darauf zu reagieren. Der mir von Dir zugesandte zusätzliche Rede-Text hat mich in diesen Überlegungen bestärkt. Alles weitere wirst Du unter REFLEXIONEN 2 zu lesen bekommen.

Unsere Diskussion war ein großes Mißverständnis! Wir gehen von unterschiedlichen Voraussetzungen aus. Ihr redet von Sozialismus, ohne Eure historischen Hausaufgaben gemacht zu haben. Daran ist Trotzki ebenso gescheitert wie Gorbatschow und eine ganze Generation subjektiv ehrlicher Genossen, weil eine institutionelle Konterrevolution (obwohl Trotzki unmittelbar zu einem ihrer Leidtragenden wurde) durch eine Revolution ‚von oben‘ nicht aus der Welt zu schaffen ist, es sei denn, auf ihre ‚demokratische‘ Weise, durch die ‚westliche‘ Bourgeoisie gemeinsam mit der ‚westlich‘ orientierten Nomenklatura. Wer jedoch meint, an irgendeiner Kontinuität, in welcher Form auch immer, bezogen auf den von Stalin geschaffenen konterrevolutionären Sozialismus (= Lenin: „Sozialimperialismus“) festhalten zu können (die einen mehr, wie die PDS-Minderheit, die anderen weniger, wie die PDS-Mehrheit), wird nur Bonapartismus zustande bringen. Keinen objektiv revolutionären (= Bonaparte I), sondern den präventiv konterrevolutionären (= Bonaparte II), in seinen verschiedensten Gestalten vom Amerika-Befreier bis zum ‚demokratisch‘ getarnten Arbeiter-Diktator à la Lafontaine (und vielleicht eines Tages noch mal Gasprom-Schröder). Was Dir als Idealismus erscheint (daran ändert auch das schöne Marx-Zitat nichts; denn es ist allein die Frage, unter welchem Aspekt oder Vorzeichen wir  heute als Parteigänger der ‚Partei Marx‘, um nicht zu sagen, was leider zu viel zu vielen Verwechslungen führt: Kommunisten, angesichts der Stalinschen institutionellen Konterrevolution auf die Feuerbachschen „leibhaftigen Menschen“ einzugehen haben), gründet meinerseits auf der Notwendigkeit, die revolutionären Bewegungen des XX. Jhts daraufhin zu untersuchen, was im XXI. aus ihrem Scheitern zu lernen ist; erst dann läßt sich überhaupt von einer Kontinuität nicht nur als Wunschvorstellung reden. Der Sozialismus als Wunschvorstellung aber ist entweder Utopismus oder christlicher Illusionismus. Wenn deren Verbreitung gesellschaftlich irrelevant wäre, könnte der „demokratische Sozialismus“ à la G.G. als eines von vielen Sektenphänomenen abgebucht werden. Aber da sind wir zufällig mal der gleichen Ansicht, daß dem nicht so ist…

Mit herzlichen Grüßen

Ulrich

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