Streitpunkte 

Wozu die Auseinandersetzung über die elementaren Streitpunkte?

Bei den folgenden „historisch-materialistischen Momentaufnahmen“[1] handelt es sich im Kern um die Untersuchung der Geschichte der partei Marx – natürlich nur im übertragenen Sinn, da diese keine organisatorische Kontinuität aufweist, wie sie Parteien der bürgerlichen Arbeiterbewegung gewöhnlich für sich in Anspruch nehmen. Dabei wird nicht um die Ergänzung oder Verbesserung der akademischen Geschichtsschreibung angestrebt, sondern das Anbringen von Markierungen für den Weg aus dem Sumpf der Konterrevolution von außen, vor allem aber von innen als historischer Aufriß, der nach Bedarf ergänzt und erweitert werden wird.

Die partei Marx wird sich nur an den Resultaten ihrer eigenen Geschichte (wieder-) erkennen, vor allem an der daraus gewonnenen Klarheit über die historischen Differenzen innerhalb der partei Marx selbst, im scharfen Kontrast sowohl zu den post-’stalinistischen‘ Revisionisten als auch den anti-’stalinistischen‘ Liquidatoren, – den linken Revisionisten, die sich mit dem Untergang ihres rot getünchten zaristischen Imperiums Ende des letzten Jahrhunderts nicht abfinden und als Erfüllung ihrer sozialistischen Sehnsüchte die europäische Arbeiterbewegung auf dessen Wiedererrichtung einschwören wollen; den rechten Liquidatoren, die, wie die Autoren des Schwarzbuchs des Kommunismus, angesichts der angeblich glänzenden Entwicklung des Kapitalismus die Oktoberrevolution schlichtweg für überflüssig erklären, wobei sie deren revolutionären Terrorismus einfach mit dem gegen die sowjetische Gesellschaft und das Leninsche Projekt gerichteten Staatsterrorismus Stalins auf eine Stufe stellen (eine einfachen Negation, mit der sie der Stalinschen Denkweise voll und ganz verhaftet bleiben).

Nur auf der Grundlage von Anatomie-Kursen im historisch-materialistischen „Spatzen-Sezieren“ (Mao Tse-tung) wird eine revolutionäre Strategie, die sich von derjenigen der bürgerlichen Arbeiterbewegung grundsätzlich unterscheidet, erörtert werden können – zumal fast alles, was heute nach Arbeiterbewegung aussieht, bürgerliche Arbeiterbewegung ist, deren Kursprogramme kaum irgendeine Abwechslung im Jahrzehnte lang eingeübten ‚Klassenkampf‘-Curriculum erkennen lassen. Hier gibt es viel zu tun.[2]

Aber das ist nur der eine Teil der Wahrheit. Denn die auf die Selbstreflexion der partei Marx orientierte ‚Geschichtsschreibung‘ wird unbedingt ergänzt werden müssen durch eine Kritik der Politischen Ökonomie des Sozialismus des 20. Jahrhunderts, worin das Marxsche Kapital ausnahmsweise nicht, wie so häufig, als theoretische Grundlage dazu mißbraucht wird, den „feudalen Sozialismus“ als ‚Realen Sozialismus‘ zu legitimieren, sondern ausgehend von den ökonomischen Tatsachen dahin zu gelangen, den spezifischen Ausbeutungscharakter dieser Produktionsform theoretisch zu enthüllen. Ohne eine solche, zumindest in ihren Grundzügen zu leistende Kritik sind alle neuen Träume vom Sozialismus reine Schimären.


[1] Vgl. den eine Diskussions-Veranstaltung der Sozialistischen Studienvereinigung in Frankfurt sehr gut zusammenfassenden Bericht „partei Marx“ (Vortrag und Diskussion) 10.07.2002. Veranstaltung mit E. U. Knaudt (Bochum) über seine Thesen zur Kontroverse: „Von der ‚partei Marx‘ zur internationalen Assoziation“, nachzulesen unter: Kritik 1 Anhang 2

[2] Dies als vorläufige Antwort auf die im Veranstaltungsprotokoll, Bericht „partei Marx“…, aufgeworfenen Fragen: „3. wurde der Bogen zum Projekt „partei Marx“ revolutionstheoretisch nicht immer sichtbar“ und „5. wurde von daher besonders der direkte Aufweis vermißt: welche Bedeutung hat all das … Rekonstruktionswerk in Zuspitzung auf aktuelle Globalkrise und neuen Konstellation für einen Anlauf der neu-proletarischen Weltrevolution.“?

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