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Blogbuch 1 2011: Zu den Auswirkungen der Krise der kapitalistischen Produktionsweise auf die arabischen Länder und den Rest der Welt

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Inhalt

Als die Revolution der Facebook-Jugend in Tunesien und Ägypten ausbrach und sich in weitere westlich orientierte arabische Länder ausbreitete, war für den westeuropäischen Beobachter eigentlich klar, daß der Domino-Effekt vor Ländern wie Libyen oder Syrien halt machen werde – oder wenn nicht, daß diese Revolution dann eine neue Qualität erreichen würde.


Dieser Fall ist nun eingetreten. Was sich heute in Libyen und Syrien abspielt, erinnert eher an Berlin 1953 und Budapest 1956, als die sozialimperialistische Sowjetmacht ihre in Jalta sanktionierten Eroberungen mit Panzern gegen die aufständische Bevölkerung verteidigen mußte, denn an die Kulturrevolutionen der 60er Jahre in Berkeley, Berlin oder Paris.


Das Weltkapital bewegt sich auf den Kulminationspunkt der Weltwirtschaftskrise zu. Krisen dieser Art scheinen sich alle 80 Jahre zu wiederholen und von den gewöhnlichen alle 8-10 Jahre stattfindenden Konjunkturkrisen darin zu unterscheiden, daß sie mit einer Krise der kapitalistischen Produktionsweise einhergehen. Rechnen wir von heute aus jeweils 80 Jahre zurück, dann mündete die erste Weltwirtschaftskrise in die Revolution von 1848 und die zweite in die präventive Konterrevolution des Nationalsozialismus. 80 Jahre später beginnt mit der sog. Finanzkrise 2007 die dritte Weltwirtschaftskrise, die sich auf ihren Höhepunkt, den drohenden Staatsbankrott der USA, der EU und schließlich der BRICS-Staaten zubewegt.


Dagegen sind die Auswirkungen der Konjunkturkrisen begrenzt. Sie wirken zwar als Verstärker latent vorhandener politischer Widersprüche, wie z.B. ‚1968‘. Weltwirtschaftskrisen gehen dagegen einher mit Welt- und Konterrevolutionen, gefolgt von einem Weltkrieg. Das Kapital hat inzwischen gelernt mit Konjunkturkrisen umzugehen, indem der bürgerliche Staat die zyklisch auftretenden Konjunkturflauten durch antizyklische Maßnahmen, bezahlt aus dem Staatshaushalt, glätten hilft und konjunkturelle ‚Überhitzungen‘ durch Zinserhöhungen der Staatsbank, an deren Tropf die Privatbanken hängen, zu vermeiden sucht. Dem liegt ein mechanistisches ‚Denkmodell‘ zugrunde, das der Elektrotechnik entlehnt zu sein scheint und das sich auf Grund der Keynesschen Analyse der Weltwirtschaftskrise vor 80 Jahren bisher ganz gut bewährt hat (u.a. auch weil die bürgerlichen Gewerkschaften, die so etwas wie von ‚Kapital und Arbeit‘ eingerichtete Versicherungsunternehmen gegen die absolute Verelendung
und den Klassenkampf der Arbeiterklassen darstellen, in die antizyklischen Programme des Kapitals eingebunden werden). Die tieferen Gründe, warum diese Krisen immer wieder auftreten, sind damit aber nicht erfaßt und schon gar nicht, daß sie grundsätzlich nicht beseitigt werden können, ohne daß die kapitalistische Produktionsweise aufgehoben wird. (Genau genommen liegt die Wurzel all der Krisen bereits in der Produktion der Gebrauchswerte als Waren.)


In der Weltwirtschaftskrise wird dieser elementare Widerspruch zum Hauptwiderspruch, der zwischen den Weltmächten des Kapitals in Weltkriegen und zwischen dem (Welt-)Proletariat und der (Welt-)Bourgeoisie im Klassenkampf ausgefochten wird. Beides kann durch die antizyklischen Wirtschaftsprogramme nicht verhindert werden, wie auf der anderen Seite die Kriege und Revolutionen bisher eine Eigendynamik entfaltet haben, die sich nicht schematisch in jenen 80-jährigen Krisenzyklus pressen läßt, ohne einer wie auch immer gearteten Geschichtsphilosophie auf den Leim zu gehen. Wenn die antizyklischen Bewältigungsversuche der elementaren Widersprüche, die der kapitalistischen Produktionsweise innewohnen, nicht mehr greifen, bleibt dem Kapital als ultima ratio, um damit fertig zu werden, nur der Weltkrieg, der mit ebensolcher Folgerichtigkeit in eine Weltrevolution übergeht.

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